Nov 11

Das zweite Spiel der 2.Bundesliga Ost bescherte uns Dresden als Gegner. Da die Dresdner den Wiederaufstieg in die 1.Bundesliga in Angriff nehmen und auch entsprechend stark aufgestellt sind, war uns von vornherein klar, dass es ein sehr schwerer Kampf sein würde. Wie ich schon im letzten Bericht schrieb, sind die eigentlich wichtigen Punkte im Abstiegskampf diejenigen, die man gegen die direkte Konkurrenz holt, trotzdem wäre natürlich ein Mannschaftspunkt gegen Dresden auch schön gewesen. Schon mit der Anreise wurde deutlich, dass dies noch ein Stück komplizierter sein würde als ursprünglich angenommen; Paul erschien nicht (gesundheitsbedingt), so dass wir nur zu siebt antraten.

Die Vorbereitung war nicht ganz einfach, denn die Dresdner Mannschaft hat im vorderen Bereich noch einige Reserven. Wir vermuteten aber, dass Dresden etwa genauso wie in der ersten Runde aufstellen würde, also mit den beiden polnischen GMs Bartosz Socko und Grzegorz Gajewski sowie vielen uns näher bekannten Dresdner Spielern, und diese Vermutung stellte sich als korrekt heraus; hinter den beiden Spitzenbrettern liefen Maiwald, Loxine, Hoffmann, Seifert, Wegener und Roos gegen uns auf. Zahlenmäßig bedeutete das, dass die Gastgeber uns an jedem Brett im Schnitt weit über 100 ELO-Punkte voraus waren.

Der Wettkampf lief nicht besonders gut an, schon nach kurzer Zeit hatten die meisten Gegner Vorteile erspielt. Während die hinteren Bretter noch relativ gut gegenhalten konnten, mussten unsere Bretter 1-4 bereits sehr zeitig dem Ausgleich hinterherlaufen. Am schwersten traf es Wilfrid, dessen Gegner GM Gajewski einen Bauern für eine beachtliche Initiative geopfert hatte; Wilfrid musste praktisch ab der Eröffnung mit dem Rücken zur Wand spielen. Auch Manfred B. kam mit Schwarz nicht gut aus der Eröffnung; nachdem er unterwegs ein Tempo verloren hatte, kam er nicht zur Rochade und musste sich des ständigen Druckspiels von Jakow Loxine erwehren. Euer Berichterstatter spielte mit Weiß gegen GM Socko sehr ambitionslos („planlos“ wäre ebenfalls eine gute Beschreibung) und stand schnell schlechter.

Nach zwei Stunden brachen plötzlich an den hinteren Bretter ein paar Dämme. Stephan vereinbarte mit Paul Hoffmann remis, nachdem sein Plan, mit einem Minivorteil durchs Mittelspiel zu wandern, nach hinten losgegangen war und er gerade noch den Ausgleich festhalten konnte. Kurz danach teilte auch Manfred Sch. mit Dirk Wegener sowie Matthias mit Michael Roos den Punkt. Viel habe ich an diesen beiden Brettern nicht mitbekommen, aber es sah alles relativ ruhig und mehr oder weniger ausgeglichen aus.

Mit der kampflosen Niederlage an Brett 7 lagen wir also schon 1,5:2,5 hinten, und leider passierte dann auch Thomas am dritten Brett gegen Jens-Uwe Maiwald ein Missgeschick. In einer relativ normalen Königsindisch-Position gab Thomas vorübergehend einen Zentrumsbauern mit der Idee, ihn zügig zurückzuholen, doch das hätte unvorhergesehene positionelle Schwächen zur Folge gehabt, und so entschied er sich, den Bauern fürs erste am Leben zu lassen. Der gegnerische Bauer beeinträchtigte seine Manövrierfähigkeit jedoch erheblich, und seine Stellung brach stückweise auseinander. Irgendwann in der vierten Stunde waren seine Leiden beendet, und ein Mannschafts-(Teil-)erfolg war in weite Ferne gerückt.

In dieser Phase war mir dafür das Glück hold. Ich hatte im Mittelspiel einen Bauern gegeben, und zwar in der äußerst fragwürdigen Hoffnung auf eine Kompensation, die sich einfach nicht einstellen wollte. Nachdem mein Gegner mich bis etwa zum 30.Zug kontinuierlich überspielt hatte, verlor er plötzlich den Faden, ließ sich auf eine zweifelhafte Überleitung ein und geriet ganz unerwartet in einen schwerer Mattangriff. Mit einem sehr ästhetischen Finale gelang mir ein glücklicher Sieg, der leider den Mannschaftsstand nicht retten konnte.

Manfred B. schaffte eine Abwicklung zum Ausgleich, nachdem sein Gegner ein paar vielversprechende Möglichkeiten ausgelassen hatte. Das Ergebnis war eine Punkteteilung, mit der wir nach dem Partieverlauf zufrieden sein müssen. Wilfrid hatte verbissen gekämpft und mehrere Attacken seines Gegners bereits abgewehrt, aber am Ende war die Initiative seines Gegenübers doch zu groß; in einem Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Läuferpaar nützte Wilfrid auch sein Bauernplus nichts, und ihm blieb letztendlich nur die Aufgabe. Damit war das 3:5 und somit auch ein insgesamt verdienter Sieg der Dresdner besiegelt.

Das Fazit zu ziehen ist nicht schwer: Durch ein paar glückliche Fügungen erzielten wir eine schmeichelhaft knappe Niederlage, beispielsweise wäre auch ein 2:6 nach dem Wettkampfverlauf durchaus möglich gewesen. Da damit zu rechnen ist, dass auch die Konkurrenz (im Abstiegskampf) gegen Dresden nicht viel holen wird, hat sich unsere Situation kaum verändert. Als nächstes treffen wir in zwei Wochen auf die Aufsteiger aus Halle. Am Freitag ist eine Partievorstellung im Hörzentrum Gromke vorgesehen.


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