Feb 23

Am vergangenen Wochenende fand das Saisonfinale der Oststaffel der zweiten Bundesliga statt. An beiden Enden der Tabelle war es spannend: Um den Aufstieg kämpften Erfurt und MSA Zugzwang (mit Forchheim und Aue in Lauerposition), und nicht weniger als fünf Mannschaften mussten noch um den Klassenerhalt bangen. Selbstredend gehörten wir zu diesen fünf Teams. Unsere abschließende Doppelrunde wurde in Bad Mergentheim gespielt, wo wir erst auf Forchheim und dann auf die Gastgeber trafen.

Unser Ziel waren drei Mannschaftspunkte, was nach den Fehlschlägen vorangegangener Kämpfe ambitioniert klingt, aber – soviel sei vorweggenommen – nach den beiden Wettkampfverläufen nicht unrealistisch gewesen wäre. Am Samstag hatten wir mit Forchheim den schwereren Gegner, dennoch war ein Mannschaftssieg eine Weile in Aussicht.

Als erster war Joachim fertig. Schon nach einer Stunde hatte er ein Läuferendspiel erreicht, welches (wenn überhaupt) nur für den Gegner Gewinnchancen zu bieten schien. Vermutlich war der Vorteil zu gering, und die Spieler einigten sich bald auf ein Remis. Vielleicht waren Läuferendspiele als Tagesthema angesagt, jedenfalls geriet auch Erik ein wenig später in ein solches und teilte mit seinem Gegner ebenfalls friedlich den Punkt. In beiden Partien habe ich kaum Chancen auf mehr für unsere Seite gesehen, so dass die Remisen nicht zu unserem Schaden waren.

Interessanter war die Partie bei Heiko, der mit Schwarz in der Eröffnung ein thematisches Figurenopfer brachte. Auch wenn die konkrete Kompensation nicht so gewaltig aussah, war die Langzeitwirkung doch erheblich, und der Gegner gab die Figur ein paar Züge später zurück. Unser zweites Brett erhielt einen Mehrbauern im Turmendspiel, der sich leider nicht verwerten ließ. Damit stand es 1,5-1,5.

An meinem Brett wurde aus der Eröffnung heraus praktisch ohne Mittelspiel in ein komplexes Leichtfigurenendspiel abgewickelt. Dort verwaltete ich eine Zeitlang die schlechtere Position, doch um den vierzigsten Zug herum wählte mein Gegner die falsche Abwicklung, die ihm vorübergehend passive Figuren bescherte. Er zog zügig die Notbremse und wickelte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab. Ich konnte mich dem Trend des Matches schwer verschließen und willigte also ebenfalls ins Remis ein.

Stephans Partie konnte ich nur schwer einschätzen. Er hatte in der Eröffnung freiwillig das Läuferpaar gegeben, weil damals die Springer wirkungsvoller aussahen, doch das war nicht von Dauer. In der Folge musste er sich entsprechend vorsehen, nicht zu schlecht wegzukommen, was ihm irgendwie gelang. Im nachhinein habe ich die Chronologie aus dem Kopf vermutlich nicht korrekt rekonstruiert (will sagen, vielleicht war er auch schon ein Stück eher fertig), jedenfalls stand bei ihm am Ende gleichermaßen ein halber Punkt.

An den Brettern 3 und 4 war am meisten los. Hannes hatte sich in der Eröffnung Vorteil erspielt, der angeblich eine direkte Gewinnfortsetzung zuließ. Unglücklicherweise kam er dann ins Straucheln und stand, nachdem sich der Rauch verzogen hatte, nicht mit einer Siegstellung, sondern mit materiellem Rückstand (Turm und Leichtfigur gegen Dame) da. Seine Bemühungen, eine Festung aufzubauen, scheiterten immer wieder. Am Ende war hier eine schmerzhafte Null zu verbuchen.

Dieser Rückstand (welcher sich, wenngleich das Drama eine Weile dauerte, schon lange abgezeichnet hatte) wurde am Nachbarbrett erfolgreich kompensiert. Man sagte mir, dass sich dort der Gegner schlicht veropfert hatte, jedenfalls kam Leo mit drei Mehrbauern aus der Zeitnot. Nun war es so, dass er sich an ein früheres Turmendspiel erinnerte, das er trotz dreier Mehrbauern nicht gewonnen hatte, und entsprechende Sorgen machten sich in seinem Kopf breit. Zum Glück löste der Gegner die diesbezüglichen Bedenken, indem er einfach aufgab. Der Stand lautete also 3,5-3,5.

Es spielte nur noch Matthias, und diese Partie ging leider zu unseren Ungunsten aus. Das Mittelspiel sah über weite Strecken dynamisch und vielversprechend aus. Ich konnte nicht mit Sicherheit erkennen, wann es für ihn abwärts ging, aber Fakt ist, dass es irgendwann passierte. Ein sehr schlechtes Endspiel entstand, und sämtliche Dauerschachversuche seinerseits gingen ins Leere. Mit 3,5-4,5 beendeten wir folglich den Mannschaftskampf.

Im Sinne des Klassenerhaltes war dies zweifellos ein herber Rückschlag. Nach wie vor gab es allerdings Hoffnung, da wir am Sonntag einen etwas leichteren Gegner hatten. Bad Mergentheim lag inzwischen ein Stück vor uns und hatte insbesondere schon tief in die Brettpunktkiste gegriffen, so dass wir nur mit einem hohen Sieg an ihnen hätten vorbeiziehen können. Dennoch war hier die Chance gegeben, zumindest noch einmal gegen die anderen Konkurrenten im Abstiegskampf Boden gutzumachen.

Das Match begann alles andere als gut. Erik kam im Mittelspiel in einem Königsinder in Bedrängnis und musste zeitig die Waffen strecken. Heiko holte am zweiten Brett mit Weiß wenig heraus und vereinbarte in etwa symmetrischer Stellung mit seinem Gegner ein Remis. Glücklicherweise gab es auch diverse Lichtblicke: Joachim und Matthias standen optisch sehr beeindruckend, so dass wir an diesen Brettern Hoffnung auf volle Punkte hatten.

Die genaue zeitliche Abfolge der weiteren Ergebnisse kann ich nicht mit Sicherheit angeben, also wähle ich einfach mal die Reihenfolge, welche den Spannungsbogen des Wettkampfverlaufs am besten trifft. Hannes stand mit Schwarz eine Weile passiv, doch es gelang ihm, sich zu befreien, und nach der Zeitnotphase hatte er ein Turmendspiel mit zwei Bauern gegen einen. Die schlechte Nachricht ist, dass sich der Gegner allem Anschein nach sauber verteidigte, und unser drittes Brett kam nicht über ein Remis hinaus.

Matthias ging mit gutem Druckspiel aus der Eröffnung ins Mittelspiel. Der Untergang der gegnerischen Position kam erstaunlich schnell, und das genaue Partieende habe ich nicht mitbekommen. Stephan hatte in einer frühen Partiephase mal ganz kurz Zweifel angemeldet, aber Matthias selbst meinte, dass alles ungefähr mit rechten Dingen zugegangen sei. Er glich also vorübergehend zum 2:2 aus.

Eine weitere unglückliche Fügung trug sich am sechsten Brett zu. Joachim hatte Material für Initiative geopfert, und seine Stellung wirkte tatsächlich lange so, als ob diese Wahl gerechtfertigt gewesen wäre. Am Ende schlug sein Angriff bedauerlicherweise nicht durch, und das materielle Minus war zu diesem Zeitpunkt bereits zu groß geworden. Die Gegner gingen somit erneut in Führung.

Leos Partie war für mich nur schwer zu verstehen. Ich hatte angesichts einer aus der Eröffnung heraus geschwächten Bauernstruktur und zweifelhaft aussehender Figurenaufstellung immer Sorgen. Vielleicht gab es wirklich eine kritische Phase; später offenbarte er mir allerdings, dass er im Turmendspiel bereits auf Gewinn spielte, als ich das aus der Zuschauerperspektive noch nicht erkennen konnte.

Da ich mit meiner eigenen Partie beschäftigt war, müssen mir diverse Nuancen auf seinem Brett entgangen sein, aber der Erfolg gibt ihm auf jeden Fall recht. Nach beiderseitiger Bauernumwandlung wurde aus dem Turmendspiel ein Damenendspiel, und dieses schien sehr schnell und flüssig gewonnen zu sein. Mit seinem Sieg wurde die finale Wende des Mannschaftskampfes eingeleitet.

Vielleicht sollte ich ganz kurz erwähnen, dass Stephan mir zwischendurch mehrere volle Punkte im Unterhaus angekündigt hatte. (Genau genommen war der von Joachim dabei schon eingeplant.) Ich fand seine Einschätzung reichlich optimistisch, insbesondere da an seinem eigenen Brett ein Schwerfigurenendspiel mit gleich vielen Bauern entstanden war, das ich nicht für zwingend gewonnen hielt. Sein Gegner schoss allerdings einen schweren positionellen Bock, und in der Folge konnte ich tatsächlich Gewinnpotential erkennen. An Stephans Technik gibt es wenig auszusetzen, sein 4:3 brachte uns auf die Zielgerade.

Ich spielte als einziger noch, und es war ohne Übertreibung eine der anstrengendsten Partien, die ich in den letzten Jahren gespielt hatte. In einer scharfen Königsindisch-Variante mit beidseits gefährdeter Königsstellung hatte ich einen Bauern für positionelle Kompensation geopfert. Es begann ein langes Manövrieren, und immer mal wieder hatte ich bange Momente zu überstehen (jedes Ergebnis wäre hier denkbar gewesen).

Nach der Zeitnot fand ich mich in einem Endspiel wieder, in welchem ich eine Qualität mehr und dafür zwei Bauern weniger hatte. Das Figurenspiel begünstige klar meine Seite, doch der Gegner parierte immer wieder sehr sorgfältig, bis eine theoretische Remisstellung mit Turm und Bauer gegen Läufer und Bauer entstanden war. Bei der Verteidigung derselben unterlief ihm allerdings ein Fehler, welcher mir einen schwer erkämpften und gleichzeitig glücklichen Sieg bescherte. 5-3 lautete damit der Endstand.

Erst lange hinterher wurde klar, welche Bedeutung das Wettkampfende für die Staffel hatte. Im Kampf um den begehrten siebten Platz, welcher den Klassenerhalt bedeutete, standen Neutraubling und wir mannschafts- und brettpunktgleich. Ein Fotofinish also, und ein Stichkampf muss angesetzt werden. (Pang Rosenheim besiegte übrigens eine eigentlich überlegene Bindlacher Mannschaft, landete am Ende jedoch einen halben Brettpunkt hinter uns; Bad Mergentheim rettete sich mit einem einzigen Brettpunkt Vorsprung auf Platz sechs.)

Wenn man auf die gespielten neun Kämpfe und die Einzelergebnisse zurückblickt, wird schnell klar, dass keiner von uns Bäume ausgerissen hat. An den vorderen Brettern kam nur unser Neuzugang Hannes auf 50%. In der hinteren Hälfte sah es etwas besser aus; nachdem ich in früheren Berichten bereits einzelne Spieler gewürdigt hatte, möchte ich unbedingt Leo erwähnen, der nach einer Schwächephase in der Saisonmitte zum Schluss noch einmal über sich hinauswuchs und mit dem Doppelpunkt entscheidenden Anteil an unserem letzten Wochenenderfolg hatte.

Die Abstiegsfrage wurde auf Ende April vertagt; die Details zum Stichkampf zwischen Neutraubling und uns stehen meines Wissens noch nicht fest. Klar ist allerdings, dass wir unser Schicksal zur Abwechslung mal wieder in den eigenen Händen haben. Bei der Gelegenheit noch Gratulation an die Bad Mergentheimer zum Klassenerhalt, sowie auf der anderen Tabellenseite an Erfurt zum knappen Staffelsieg vor München und Forchheim.

1 Ping an “2. Bundesliga Ost: Forchheim – SGL und SGL – Bad Mergentheim”

  1. Rundenbericht Forchheim schrieb:

    Gleich zwei Gründe zu feiern gibt es in Bad Mergentheim. Beim finalen Bundesliga-Wochenende besiegte unsere 1. Mannschaft die SG Leipzig knapp mit 4,5:3,5 und stürzte die Sachsen tief in die Abstiegsgefilde. Und FM Alexander Seyb hat durch sein Unentschieden seine zweite Norm auf dem Weg zum Titel eines Internationalen Meisters eingetütet. Daneben entpuppte sich Hans-Jürgen Döres am Schlussbrett als Matchwinner, der beim Stande von 3,5:3,5 auf dem schmalen Grat zwischen Sieg und Niederlage wandelte. Für den erfahrenen Bergsteiger keine wirkliche Herausforderung. Zweiter Tagessieger war FM Andreas Rupprecht, der die frühe Niederlage seines Brettnachbarn FM Christian Schramm ausgleichen konnte. Die übrigen Partien endeten remis. Kapitän FM Manfred Heidrich hat uns einen Bericht geschickt […]


2 Antworten auf “2. Bundesliga Ost: Forchheim – SGL und SGL – Bad Mergentheim”

  1. 1. Kai schrieb:

    betreffend des aktuellen Tabellenstandes:
    Gut gemacht 😉

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