Nov 25

Zum ersten Mal in der laufenden Oberligasaison spielten unsere beiden Teams nicht am gleichen Ort, so dass ich nur von der einen Mannschaft berichten kann. SG Leipzig II, nach den ersten drei Runden Tabellenführer mit überraschenderweise schon zwei Punkten Vorsprung, traf auf Rochade Magdeburg, welche zwar erst einen Sieg verbucht hatten, aber den immerhin mit 8:0 gegen Coswig.

Rochade ist eine etwas unberechenbare Mannschaft, da dort drei tschechische Spieler aufgestellt sind, von denen man im Vorfeld nie sicher weiß, ob sie spielen werden. In den ersten Runden kamen auch tatsächlich alle drei durchgehend zum Einsatz. Gegen uns fehlte dieses Aufgebot allerdings (wie mir später zugetragen wurde, fand am letzten Wochenende gleichzeitig die tschechische Liga statt). Damit ging unsere Vorbereitung zwar teilweise in der Brüche, der Kampf wurde aber insgesamt sehr einseitig.

Das Match begann mit einem Blitzremis von Thomas Schubert gegen Ralph Kahe, einen ehemaligen Gohliser. Ich kann mich daran erinnern, frühere Kurzremisen kommentiert zu haben, die bereits beendet waren, als ich erst fünf Züge auf dem Brett hatte. Thomas schafft seines, bevor mein Gegner den ersten Zug ausgeführt hatte, was in gewisser Weise schon wieder beeindruckend ist. Etwas später vereinbarte Heiko mit seinem Gegner ebenfalls Remis; er war in eine Eröffnungsvariante gelaufen, die sein Gegenüber erstens kannte und die zweitens zu einer total unspektakulären Ausgleichsstellung führte.

Doch damit endete auch zunächst die Remisserie. In den nächsten zwei Stunden holten alle vier Weißbretter erst einen Mehrbauern und darauf aufbauend eine Gewinnstellung. Wenn ich mich nicht irre, wurden die Mehrbauern in der Reihenfolge Manfred – Joachim – Roland – Wilfrid erobert, die Gewinnführung jedoch in der Reihenfolge Joachim – Roland – Wilfrid – Manfred umgesetzt (was in keiner Weise die Leistung von Manfred schmälern soll).

Der Mannschaftssieg war damit also gesichert. (Wann hatten wir das letzte Mal vier Weißsiege?) Das Matchende zog sich dann noch erstaunlich in die Länge. Kapitän Stephan hatte in der Eröffnung zweimal Remis abgelehnt, doch da es sich um irgendeine Form von Abtauschfranzosen handelte, war sein Gewinnpotential begrenzt. Entsprechend schnell stand ein nahezu symmetrisches Dame-Springer-Endspiel auf dem Brett.

Da Stephan keine halben Sachen macht, wurde die Partie trotzdem fortgesetzt. Unser sechstes Brett riskierte einiges und gelangte nach einer Weile an einen Punkt, wo er schon wieder etwas arbeiten musste, um einen halben Punkt zu bekommen (hier lehnte sein Gegner zur Abwechslung mal das Remis ab). Ich verlor danach etwas den Überblick, wer genau wann auf Sieg spielte, aber schließlich hatten die Schachgötter Erbarmen, und die Punkteteilung stand fest.

Damit blieb noch Andreas, welcher ein weiteres Mal bewies, dass er in der vordersten Mannschaft sehr gut aufgehoben ist. Mit Schwarz überspielte er seinen Gegner von Anfang an und hatte nach der Eröffnung bereits strukturellen Vorteil. Der Damentausch änderte nix daran, und Andreas wickelte allmählich in ein Turmendspiel mit Mehrbauern ab. Dieses führte er solide zum Sieg und machte damit den nächsten 6,5:1,5-Sieg fest.

Was den Rest der Liga angeht, wurden ein weiteres Mal originelle Ergebnisse geliefert, konkret konnte der Aufsteiger Germania Köthen die Mannschaft von USG Chemnitz (in Bestbesetzung!) bezwingen. Generell wurden hinter uns die Punkte wieder sehr sorgfältig verteilt, so dass wir nach dieser Runde mit nunmehr drei Mannschaftspunkten Vorsprung in Führung liegen. SGL I verlor leider deutlich gegen Grün-Weiß Dresden und fiel damit vorerst in die abstiegsgefährdete Zone zurück.

Auf der Rückfahrt bat mich Heiko, meine Zukunfstprognosen noch etwas optimistischer zu formulieren. Dafür gibt es inzwischen einen Grund mehr: Wir haben einen Spieler aus der Heimat des aktuellen Weltmeisters im Team, was wahrlich nicht jede Mannschaft von sich behaupten kann. Also: Wer soll uns stoppen? 🙂


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