Apr 14
|
Mit einem Nervenkrimi endete heute die Saison in der zweiten Bundesliga. Nachdem wir schon monatelang im Abstiegskampf hingen und uns der rettende Sieg einfach nicht gelingen wollte, musste gegen den Tabellenletzten, den TSV Wacker Neutraubling (das liegt in der Nähe von Regensburg), mindestens ein Unentschieden, besser noch ein Sieg her. Allerdings konnten wir schon nicht mehr aus eigener Kraft die Klasse halten, wir mussten auch noch auf Schützenhilfe aus Aue (gegen Garching) und Halle (gegen Bindlach) hoffen. Um den siebten Platz zu erreichen, müssten wir an Halle und Garching vorbeziehen, wobei die Erstgenannten vor der letzten Runde punktgleich mit uns waren, die letzteren hatten einen Mannschaftspunkt auf uns Vorsprung.
Der Kampf begann mit einer optischen Dominanz an nahezu allen Schwarzbrettern. Der Berichterstatter kam am Spitzenbrett mit Schwarz mit deutlichem Vorteil aus der Eröffnung, auch Thomas und die beiden Manfreds (alle mit Schwarz) hatten keine Probleme. Schlecht hingegen sah es bei Wilfrid aus, der nach der Eröffnung zwei Bauern gab, um im Spiel zu bleiben; auch Ludwig machte mir Sorgen. Stephan stand nicht schlechter, erreichte aber recht wenig. Nur bei Andreas sah es von Beginn an vielversprechend aus. Er war auch der erste, der eine Gewinnstellung erreicht hatte; sein Gegner hatte eine Figur weniger (geopfert, nehme ich an), erreichte jedoch nicht das erhoffte Angriffsspiel und musste sich, als das Material allmählich immer weniger wurde, irgendwann geschlagen geben.
Bei Manfred B. wurde aus der Eröffnung heraus zügig in ein Doppelturm-Läufer-Endspiel abgewickelt, und nach ein paar kurzen Bemühungen wurde die Punkteteilung vereinbart. Manfred Sch. spielte ebenfalls remis, allerdings etwas länger, genaueres habe ich nicht mitbekommen. Zu diesem Zeitpunkt sah die Mannschaftssituation schon recht vielversprechend aus, denn mein Gegner, der bereits in der Eröffnung fehlgegriffen hatte, wählte unter mehreren möglichen Abwicklungen eine sehr schlechte und erhielt ein praktisch hoffnungsloses Endspiel mit einer Mehrfigur gegen eine Übermacht verbundener Freibauern. Schon bald wurde hier das 3:1 notiert.
Stephan war mit Weiß in ein ausgeglichenes Turmenspiel gegangen. Als ich das nächste Mal auf sein Brett schaute, hatte er auch tatsächlich einen Bauern erobert, aber Gewinnchancen gab es leider keine, damit hieß es 3,5:1,5. Der doppelte Mannschaftspunkt war also zum Greifen nahe, doch ab hier lief fast alles falsch. Wilfrid hatte sich durchs Mittelspiel gequält, und nach Aussagen von Zuschauern war er dem Ausgleich vorübergehend sehr nahe gekommen. Leider war sein Gegner dann in den Besitz eines äußerst unangenehmen Freibauern vor seinem König gelangt, der seine Figuren so sehr lähmte, dass langfristig mit einer Null für unser zweites Brett zu rechnen war. Bei Thomas hatte ich lange nicht hingeschaut; irgendwann riskierte ich wieder einen Blick und sah ein ebenfalls schlechtes Endspiel mit Türmen, ungleichfarbigen Läufern und einem Minusbauern aus Leipziger Sicht.
Das Drama des Tages fabrizierte Ludwig. Im Mittelspiel sah seine Position kritisch aus, denn mehrfach wandelten die gegnerischen Figuren ungestört durch sein Territorium, aber irgendwie hielt er die Stellung zusammen. Wie ich mir später von ihm erzählen ließ, war das alles in Wirklichkeit gar nicht so schlimm gewesen. Eingangs des Endspiels war er jedenfalls schon im materiellen Plus angelangt, übersah aber beim Spiel auf Sieg eine heftige Mattattacke und musste einen glatten Turm geben; von da an war für ihn nichts mehr zu holen. Er gab kurze Zeit später auf, Wilfrid ebenso, und damit hieß es 3,5:3,5 bei einer noch laufenden, für uns schlechter aussehenden Partie.
Die gute Nachricht lautete, dass Thomas sein Endspiel halten konnte. Er hatte alle Bauern bis auf den einen überzähligen seines Gegners abtauschen können und dann eine wirkungsvolle Blockade aufgebaut, die bis zum Schluss nicht geknackt werden konnte. Das Endergebnis hieß somit 4:4, und trotz der frühen Führung sind wir damit am Ende noch gut weggekommen. Die schlechte Nachricht ist, dass das nicht ausreichte; Halle verlor zwar, aber Garching (in Unterzahl!) bezwang Aue und verblieb damit vor uns auf dem Nichtabstiegsplatz. Mit 4:14 Mannschaftspunkten und 31 Brettpunkten verabschieden wir uns also aus der zweiten Liga. Bei dieser Gelegenheit noch einmal Glückwunsch an Garching, die sich das rettende Ufer redlich verdient haben.
Ein trauriges Ende für unsere Präsenz in der zweiten Bundesliga. Realistisch betrachtet muss man allerdings zugeben, dass wir in diesem Spieljahr keine zweitligataugliche Leistung erbracht haben und uns insofern über den Abstieg auch nicht beschweren können. Wir waren nominell auf Platz 9 gestartet, sind kaum über uns hinaus gewachsen und letztendlich auf Platz 8 gelandet, damit hat der Abstieg in die Oberliga gewissermaßen seine Berechtigung. Wir werden natürlich den Wiederaufstieg in Angriff nehmen, aber davor kommt ein langer Sommer, also eine Auszeit vom Ligabetrieb, und natürlich nicht zu vergessen die Pokalendrunde. Wünscht uns Glück!
am 15. April 2013 um 10:16 Uhr
Sehr bedauerlich der Abstieg aus der 2.Bundesliga.
Wie Roland schreibt, war diese Saison wohl nicht mehr drin.
Zumindest hat der Abstieg von SGL I nicht den Zwangsabstieg von SGL III zur Folge, da sie sich auch sportlich nicht retten konnten …
am 15. April 2013 um 19:54 Uhr
Der Einschätzung von Roland ist nichts hinzuzufügen. Nur im Kampf gegen Erfurt gelang eine kompakte Leistung, die zu unserem einzigen Sieg führte. Am ersten Brett gelang Roland eine überdurchschnittliche Leistung – herzlichen Glückwunsch.
Wir hatten auch einige Widrigkeiten in dieser Saison zu überstehen. Leider fiel Heiko krankheitsbedingt ab der 2.Runde aus und zweimal mussten wir auswärts mit 7 Mann antreten. Kurioserweise haben wir von den Mannschaften ab 4.Platz als einzige insgesamt ein ELO-Plus zu verzeichnen. Zumindest lt. Berechnung von MSA Zugzwang, die entgegen von anderslautenden Gerüchten wieder in der neuen Saison melden werden – lt. deren Homepage.
Holen wir in der Oberliga neuen Schwung für die 2.Bundesliga!
am 16. April 2013 um 16:41 Uhr
Wieder ein sehr schöner Bericht von Roland über diese dramatische letzte Runde. Danke dafür! Wer Lust hat, kann sich das Gegenstück dazu auf der Seite von Garchingen ansehen (http://www.schachclub-garching.de/).
Ich bin wirklich erleichtert, dass mich keine Schuld trifft.
Auf ein Neues!
Viele Grüße Gunter
am 19. April 2013 um 17:31 Uhr
Hallo zusammen!
Es ist unglaublich schade,daß wir dieses Jahr abgestigen sind. Leider konnte ich Euch nicht helfen. Ich bin mir sicher,daß wir mit mir eine viel bessere Chance gehabt hätten und möchte mich einfach nur entschuldigen,daß es bei mir krankheitsbedingt einfach nicht ging. Ich bin jetzt zwar wieder halbwegs fit,aber die Saison leider zu Ende. Nächstes Jahr steigen wir wieder auf, denn wir gehören in Liga 2. Und vielleicht können wir ja im Pokal noch eine Überraschung schaffen.
Grüße an alle
Heiko Machelett