Nov 25

Der dritte Spieltag der 2.Bundesliga bescherte uns mit USV Halle einen Gegner, gegen den wir eher Chancen zu haben glaubten als gegen Aue und Dresden. Es handelt sich bei den Hallensern übrigens nicht wie in meinem letzten Bericht geschrieben um einen Aufsteiger (danke an Uwe für die Korrektur); der USV hatte das letzte Spieljahr in der Nordstaffel verbracht und aufgrund eines guten Schlussspurts knapp die Klasse gehalten. Stephan hatte die Parole „mit punkten anfangen“ herausgegeben, und mit reichlich Glück kam es auch dazu – aber immer der Reihe nach.

Wir traten diesmal wieder zu acht an, wenn auch geschwächt; Heiko war noch nicht wieder fit, dafür kam Ludwig zu seinem ersten Einsatz der Saison, und hinten rückte Andreas auf. Leider stand es schon nach reichlich einer Stunde 1:0 gegen uns, als nämlich Manfred B. in eine Analyse seines Gegners lief, dort wohl die Züge verwechselte und sich anstelle eines Dauerschachs in einem tödlichen Mattnetz wiederfand. Kurz danach remisierte Manfred Sch., die übrigen Bretter beeilten sich nicht ganz so sehr.

Wir hatten gewissermaßen einen astreinen Fehlstart hingelegt. Wenn man in dieser frühen Phase an den anderen Brettern vorbeischaute, gab es zunächst nur sehr vage Tendenzen zu erkennen. Wilfrid stand etwas schlechter, Stephan nach eigener Aussage ebenfalls, dafür sah es bei Andreas an Brett 8 gut aus. Ludwig kam zwar als Weißer mit wenig Vorteil aus der Eröffnung, hatte jedoch eine dynamische und insofern aussichtsreiche Stellung auf dem Brett. Euer Berichterstatter gelangte mit Schwarz nach unerwarteter Eröffnungswahl in einen ungewohnten Stellungstyp; selbiger spielte sich eine Zeitlang ganz angenehm, wird aber objektiv schon schlechter gewesen sein.

Noch vor der Zeitkontrolle hatten wir ein weiteres Mal das Nachsehen, als Thomas seinem Gegner zuviel Initiative genehmigte. Er verlor einen Bauern und damit gleichzeitig auch die Harmonie in seinem Spiel, der Rest erledigte sich zügig zu unseren Ungunsten. 0,5:2,5 lautete also der Zwischenstand, und da mir auch meine Partie zu entgleiten begann, sah es überhaupt nicht nach mindestens 3,5 weiteren Brettpunkten aus.

Das Schicksal meinte es diesmal gut mit Wilfrid. Er hatte in einer Französisch-Variante die schlechtere Struktur bekommen und sich dann lange gequält, doch diesmal wurde seine Zähigkeit belohnt. Nachdem er in ein Endspiel mit einer Qualität weniger (für viel Zentrums­aktivität) abgewickelt hatte, sah sich der Gegner irgendwann zu einem Rückopfer genötigt und suchte sein Glück in einem Turmendspiel. Wilfrid hielt den halben Punkt heroisch fest und markierte damit das 1:3.

Ludwig hatte – scheinbar schon sehr früh – eine Figur für zwei Bauern gewonnen und war auf einem guten Weg, den Vorteil umzusetzen. Ich konnte nicht mitverfolgen, wie das genau geschah (er wird es mir hoffentlich verzeihen, dass ich keine Details liefern kann, aber irgendwann klingelte an seinem Brett der volle Punkt), denn ich stand in jener Phase mit dem Rücken zur Wand. Gefühlt stand ich jedenfalls eine Ewigkeit breit, und mein Gegner hatte sicher ein paar Gewinnchancen ausgelassen; am Ende unterlief ihm jedoch ein schweres Versehen, das sofort zum Remis führte.

Andreas, der von Anfang an eine erfrischende Partie gespielt hatte, wurde in der Schlussphase ebenfalls mit einem vollen Punkt belohnt. Er besaß im Mittelspiel erst die leicht besseren Figuren, danach einen Mehrbauern und irgendwann noch einen zweiten; schließlich gelang es ihm, den Vorteil im Endspiel zu verwerten. Dass er als einziger einen zahlenmäßig etwas schwächeren Gegner hatte, soll seine Leistung nicht im mindesten trüben – wie schon in diversen Einsätzen als Ersatzspieler der ersten Mannschaft in den letzten Jahren stellte er sich auch diesmal wieder als sichtbare Bereicherung für die Mannschaft heraus.

Mit dem Sieg von Ludwig lautete der Stand zu diesem Zeitpunkt also 3,5:3,5. Stephan spielte als einziger noch, und er hatte sich lange gemüht, um nach einem Missgeschick in einer frühen Partiephase überhaupt noch in ein spielbares Endspiel zu gelangen. Dasselbe sah lange Zeit hoffnungslos oder wenigstens technisch verloren aus. Irgendwie rettete er aber sich selbst in ein Remis und der Mannschaft damit zumindest das Unentschieden.

Insgesamt können wir uns über das 4:4 keinesfalls beschweren, denn die Gäste aus Halle waren in starker Besetzung angetreten und hatten das Match über weite Strecken dominiert. Dass es am Ende doch zu einem Mannschaftspunkt für uns gereicht hat, kann man je nach Weltanschauung auf eine geschlossene Mannschaftsleistung oder auf das Glück des Tüchtigen, auf belohnte Zähigkeit in Zeiten der Not oder einfach auf ein mittelgroßes Wunder zurückführen. In zwei Wochen geht es dann gegen MSA Zugzwang (München). Am Freitag soll es wiederum eine Partievorstellung im Hörzentrum geben.


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