Nov 21

In Runde 4 hatten wir uns mit dem VfB Schach Leipzig auseinanderzusetzen, der anders als wir mit bemerkenswert positiven Resultaten in die Saison gestartet ist. Erstmals waren jedoch alle Stammkräfte an Deck und so waren gute Aussichten gegeben, mit einem Mannschaftssieg die Tabellenposition für uns deutlich freundlicher zu gestalten. Doch nun zum Verlauf des Kampfes. (Ubald Greger)

Es war noch keine Viertelstunde vergangen, da endete die Partie zwischen den ehemaligen Mannschaftskameraden an Brett 6 (Wolfgang Just – Ubald Greger) Remis. Voraussetzung für so ein frühes Remis ist natürlich relativ pünktliches Erscheinen beider Spieler! Doch im Gegensatz zu Wolfgang, der mit der Teilnahme an einem Volleyballturnier sogleich eine neue Herausforderung fand, stand ich ohne Aufgabe da. So formte sich der Gedanke, Michael mal zur Abwechslung von dem Verfassen des Spielberichtes zu entlasten.

Kaum mehr Züge als der Berichterstatter, nämlich 16, führte Michael aus, allerdings waren da bereits knapp 2½ Stunden vergangen und es war ein überzeugender Sieg! Die Randstellung des schwarzen Springers auf a5 nutzte unser ML mit einem Bauernopfer (oder eher Scheinopfer) zu einem vermutlich unwiderstehlichen Angriff, bei dem seine Läufer das Brett beherrschten und den gegnerischen König an beiden Rochademöglichkeiten hinderten (Brett 7: Michael Limpert – Jörg Mader 1:0).
(PS (ML): Jörg gab vielleicht etwas entnervt und im Glauben, einen Bauern und eine schlechte Stellung zu verwalten, sicher zu früh auf. Nur Letzteres stimmte. Die Ironie der Situation war, dass ich vor einem Jahr an gleichem Ort selbst einen derartigen Einbruch hatte und mit Weiß wesentlich sang- und klangloser verlor!)

Zu diesem Zeitpunkt standen wir nirgends richtig schlecht und an den meisten Brettern – nein Uhren – gab es Zeitvorteile für uns.
Am schwierigsten kam vielleicht Ralf aus der Eröffnung. Es ergab sich eine Stellung mit entgegengesetzten Rochaden bei bereits getauschten Damen. Aber Ralf konnte nur schwer ein Spiel gegen den lang rochierten König des Gegners aufziehen, während sein Gegner schneller Aktivitäten gegen Ralfs Königsstellung einleitete.
Dagegen kam Sven sehr gut aus der Eröffnung. Mit dem Vorstoß c4-c5 schwächte er zwar seinen d4-Bauern, aber die schwarzen Schwächen des Bauern c6 und vor Allem der fast schon eingemauerte Läufer b7 waren sicherlich ausschlaggebender.

Bei Gottfried sah die Sache auch recht gut aus. Es gab zwar noch nichts Konkretes, aber ein Positionsvorteil war sicherlich da, und dazu kam noch ein deutlicher Zeitvorteil. So reichte dann eine gegnerische Ungenauigkeit aus und Doc konnte zu Materialgewinn kommen. Das wäre im vielleicht einfacheren Fall ein Bauerngewinn gewesen. Doch mit der geschehenen Abwicklung, die ihm Turm und zwei Bauern gegen zwei Leichtfiguren brachte, war Gottfried bestimmt auch gut gefahren, zumal es sich um zwei verbundene Freibauern handelte. Der volle Punkt kam aber schneller als erwartet, denn Gottfrieds taktisch eigentlich sehr beschlagener Gegner ließ bei seiner knapper werden Zeit einen Damenfang zu, der zur sofortigen Aufgabe führte (Brett 3: Dr. Gottfried Braun – Thomas Geiling: 1:0).
Damit gab es einen weiteren recht ungefährdeten Sieg und es stand 2½ zu ½ für uns.

Nach etwa 3 Stunden musste Dobbi die Qualität geben, nachdem es eigentlich so schien, dass er die Eröffnungsprobleme schon gemeistert hätte. Da kam die Entwicklung an Brett 4 sehr recht. Ralfs Gegner opferte einen Bauern, aber fand nicht die von ihm in der anschließenden Analyse gesehene Fortsetzung, die zwar überraschend gefährlichen Angriff eröffnete, aber offenbar auch die einzige Möglichkeit war, Nachteil zu vermeiden. So sicherte Ralf nicht nur den Mehrbauern, sondern konnte nach dem wichtigen Tausch der schwarzfeldrigen Läufer auch endlich seinen Angriff mit dem entscheidenden …Sc5 starten. Auch hier fand die Partie dann ein schnelles Ende und Ralf sicherte mit seiner gewohnten Zähigkeit schon fast den Mannschaftssieg (Brett 4: Lars Rohne – Ralf Schirrmeister: 0:1).
Der schien inzwischen kaum noch zu nehmen, denn Dobi kam zum Rückgewinn der Qualität und man einigte sich sogleich friedlich (Brett 8: Giso Müller – Olaf Dobierzin: Remis).

Nun waren 3½ Stunden vergangen und es stand 4:1 für uns. Da Sven praktisch eine unverlierbare Stellung hatte und nur die Frage stand, ob sie auch gewonnen ist, konnte kaum noch etwas passieren. Inzwischen gestaltete sich auch die Lage an den beiden Spitzenbrettern recht erfreulich für uns, nachdem dort lange eng und ohne größere Störungen des Gleichgewichts gekämpft wurde (soweit das vom „Unterhaus“ her beurteilt werden kann).

Steffen hatte mit gegnerischen Aktivitäten am Damenflügel zu tun, während er auf das Zentrum und den Königsflügel blickte. Je mehr sich die Zeitkontrolle näherte, um so größer wurde Steffens Zeitvorteil, und dann gelang ihm auch ein recht erfolgversprechender Zentrumsvorstoß kombiniert mit Königsangriff. Er beschäftigte seinen Kontrahenten sehr druckvoll und es schien auch hier alles auf einen vollen Punkt hinauszulaufen.

Nachdem Andreas an Brett 2 lange bei vollem Brett, aber etwas weniger Raum, knetete, verfügte er inzwischen über einen Mehrbauern, der auch noch ein gedeckter Freibauer war. Also auch hier gute Aussichten. Letztlich schienen in den drei noch laufenden Partien drei Siege im Bereich des Möglichen.
Das es so nicht kam, lag zunächst daran, dass sich Steffens Gegner in großer Bedrängnis sehr geschickt verteidigte und ausgerechnet, als Steffen zu Materialgewinn kam (Qualität), wurden die schwarzen Figuren immer aktiver und der Freibauer in der c-Linie beunruhigte zusätzlich. Da rächte sich vielleicht der vorherige Marsch des h-Bauern bis nach h6, womit zunächst starke unmittelbare Drohungen geschaffen wurden. Jetzt aber war die Luft aus dem Angriff heraus und Steffens Dame auf h2 aus dem Spiel. Doch nun war es Steffen, der in kritischer Situation Nervenstärke bewies und Möglichkeiten fand, die Dame wieder am Spiel zu beteiligen und Gegenspiel zu kreieren. So kam es nach ca. 5 Stunden zur sicherlich für beide verdienten Punkteteilung (Brett 1: Steffen Weitzer – Thomas Heinrich: Remis).

An Brett 2 hatte Andreas ein Turmendspiel mit Mehrbauern. Die drei gegnerischen Bauern waren alle vereinzelt, jeweils eine Linie dazwischen, während Andreas drei Bauern um den König hatte und einen a-Bauern. Doch Turmendspiele sind halt Remis und so kam es auch. (Brett 2: Stefan Kalkhof – Andreas Schulz: Remis). Ich hatte nicht mitbekommen, ob mehr drin gewesen war. Vielleicht hatte auch eine kurze Unterbrechung geschadet, die einen kuriosen Grund hatte. Die Uhr hatte offenbar einen technischen Defekt. So ließ sie beiden Spielern ständig neue Zeitzuschläge zukommen, und beide kamen bald in den Genuss mehrerer geschenkter Stunden Bedenkzeit. Das ist nicht für jeden ein Anlass zum Protest, aber hier wurde halt der Schiedsrichter bemüht, und ihm gelang es, eine neue Uhr auf der Basis der einvernehmlich von den Spielern geschätzten Restzeit einzustellen.
Da machte nun Sven auch keine Ausnahme mehr und so ging auch an Brett 5 das Friedenslicht auf (Brett 5: Sven Römling – Dr. Markus Scholz: Remis). Ob mehr drin war, wird wohl nur die häusliche Analyse zeigen.

Endstand 2½ : 5½

Fazit: Für die Mannschaft ein wichtiger Sieg, der uns aus der Abstiegszone rausführte.
Für den Berichterstatter: Beim nächsten Mal lieber wieder länger spielen!


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