Nov 10

Ein umfangreiches und größtenteils erfolgreiches Oberliga-Wochenende liegt hinter uns. Nach dem vereinsinternen Duell im Oktober fand an den vergangenen zwei Tagen nun die erste Doppelrunde der Saison statt, in der unsere beiden Mannschaften auf Löberitz sowie den Aufsteiger aus Köthen trafen. SGL II, die nominell stärkere Mannschaft, besiegte beide Gegner klar mit 6,5:1,5. SGL I gelang erst ein knapper Sieg mit 5:3 gegen Köthen und dann am Sonntag ein schwer erkämpftes 4:4 gegen die Löberitzer Hausherren.

Beginnen wir mit den Ereignissen vom Samstag. Im Match SGL II – Löberitz wurden bereits früh die Weichen gestellt, als Thomas gleich mit einem Mehrbauern aus der Eröffnung kam und Stephan sich kurz danach ebenfalls Mehrbauern und Königsangriff verschaffte. Beide verwerteten ihren Vorteil, wobei Stephan sogar noch ein ganzes Stück schneller war.

An Brett 2 erreichte Heiko ein sehr günstiges Mittelspiel, zwar zunächst ohne Materialvorteil, aber mit klar besserer Figurenaufstellung und Bauernstruktur. Er ließ seinem Gegner später keine Chance mehr und bescherte uns damit das 3:0. Manfred B. hatte sich in der Eröffnung etwas gequält, notierte nach einer vereinfachenden Abwicklung aber ebenfalls einen Mehrbauern. Zu diesem Zeitpunkt war ein Mannschaftssieg zwar nicht sicher, aber schon sehr wahrscheinlich.

Der Berichterstatter spielte gegen die ehemalige Leipziger Gastspielerin Dana Reizniece-Ozola lange Zeit mit dem Rücken zur Wand und stellte irgendwann prompt eine Qualität ein, konnte danach jedoch plötzlich – sicher auch durch die Zeitnot der Gegnerin begünstigt – mit einem Mattangriff kontern. Joachim stand mit Schwarz gleichermaßen lange Zeit sehr passiv, konnte aber ebenso alle gegnerischen Bemühungen abwehren. Wie es genau zu Ende ging, habe ich nicht gesehen, jedenfalls stand auch an seinem Brett irgendwann der volle Punkt zu Buche.

Die mit Abstand schärfste Partie des Tages spielt Andreas. Gefühlt hingen auf seinem Brett pro Zug mehr Figuren als in jeder der anderen Partien insgesamt. Keiner blickte mehr so richtig durch, und das Materialverhältnis gab keinen vernünftigen Aufschluss. Als sich der Rauch verzogen hatte, war unser achtes Brett zwar im Plus, doch der Gegner hatte ein Dauerschach; ein versöhnliches Ende einer bis bis dahin kompromisslosen Schlacht, zumal es für den Ausgang des Matches keine Bedeutung mehr hatte.

Manfred B. konnte seinen Mehrbauern zum Sieg führen. Die Endspieltechnik unseres Altmeistes war der seines Gegners (Sebastian Pallas – ein äußerst hoffnungsvolles Löberitzer Nachwuchstalent) überlegen, und ungefähr nach fünf Stunden endete dieser Kampf. Die einzige Null notierten wir an Brett 3 gegen Holger Pröhl, den wohl stärksten Spieler auf Seiten von Löberitz. Wilfrid hatte ein schlechtes Endspiel über lange Zeit zusammengehalten, und die Zuschauer hatten schon wieder Hoffnung auf einen halben Punkt, aber es sollte eben nicht sein.

Das Ergebnis lautete also 6,5-1,5, womit wir gleich einen wichtigen Schritt in Richtung Aufstieg getan haben (obwohl es bis dahin selbstverständlich noch ein weiter Weg ist). Wechseln wir zum Nachbarkampf, SGL I – Köthen. Dort war unsere Truppe nominell ebenfalls favorisiert, aber eine Menge Arbeit war vor dem Erfolg gefordert.

Hendrik erwischte einen schwarzen Tag. Er startete mit Weiß einen Königsangriff, der zunächst vielversprechend aussah, danach aber irgendwann die Grenze des Spielbaren überschritt und von dort an nur noch im Sande verlief. Der gegnerische König brachte sich in Sicherheit, und der Rest der schwarzen Armee hatte in der Zwischenzeit mehr als genug Material eingesammelt. Hendrik streckte entsprechend schnell die Waffen.

Der Rückstand wurde umgehend von Markus und Erik kompensiert. Der erstere gewann am Spitzenbrett zuerst eine Qualität und etwas später unter direkter Mithilfe seines Gegenübers die Dame. Der letztere musste etwas mehr arbeiten; aus einer geschlossenen Struktur heraus überspielte er seinen Gegner kontinuierlich und verdiente sich so seinen zweiten vollen Punkt für die SGL I.

Wenig später waren auch die Partien an den Brettern 6 und 7 entschieden. Von beiden habe ich nicht viel mitbekommen; Gottfried hatte wohl mit Weiß einen gewinnbringenden Angriff gefahren, leider verlor Sandra am Nachbarbrett. Damit stand es 3:2 aus unserer Sicht. Manfred Sch., Dietmar und Robert waren noch auf der Piste.

Manfred demonstrierte eindrucksvoll, dass ausgeglichen wirkende Endspiele nicht unbedingt remis enden müssen. Auf seinem Brett war ein Schwerfigurenendspiel entstanden, in dem er minimalen Vorteil durch die günstigere Figurenaufstellung gültig machen konnte. Mit der Zeit vergrößerte sich sein Vorteil allerdings, und irgendwann war es dann soweit. Da in meinen Augen kaum Gefahr bestand, dass die anderen beiden Spieler verlieren würden, war hiermit der Mannschaftssieg perfekt.

Robert und Dietmar remisierten letztendlich. Zumindest bei Dietmar hatte ich lange Zeit Hoffnung auf mehr; sein Gegner hatte zwar ungefähr im zehnten Zug einen weißen Springer auf d6 geparkt (vor dem Bauern auf d7 und ewig nicht zu vertreiben), doch unser fünftes Brett spielte gekonnt um den Störenfried herum. Auch bilde ich mir ein, dass Dietmar zwischendurch einen Mehrbauern besaß, aber am Ende reichte es nicht ganz für den vollen Punkt. Dennoch geht der Mannschaftssieg mit 5:3 insgesamt voll in Ordnung.

Ein Teil der Leipziger Delegation, den Erzähler eingeschlossen, übernachtete in Zörbig und durfte sich in der Pension am Anblick eines waschechten Hausigels (ist nicht bald Zeit für den Winterschlaf?) und einer extrem verschmusten Katze erfreuen. Der Rest pendelte, aber nichtsdestoweniger saßen am nächsten Morgen wieder die gleichen 16 Spieler ausgeschlafen am Brett.

SGL II machte kurzen Prozess mit Germania Köthen. Zuerst teilte Joachim mit seinem Gegner den Punkt, als sich an seinem Brett ein völlig ausgeglichenes Endspiel gebildet hatte. Doch dann begann es, volle Punkte zu regnen. Andreas kam mit Schwarz aus seinem Franzosen heraus geradlinig zum Erfolg. Stephan war ebenfalls zügig fertig, wenngleich ich nicht sagen könnte, wie genau es dazu kam.

Heiko hatte aus einem Königsinder in ein Endspiel abgewickelt, welches ein kurzes Weilchen ausgeglichen wirkte, aber dann half der Gegner wohl nach, und unser zweites Brett ließ sich die Chance nicht nehmen. Meine Wenigkeit gewann ebenfalls ohne nennenswerten gegnerischen Widerstand. Und kurze Zeit später hatte auch Wilfrid seinen Gegner niedergerungen; in einem c3-Sizilianer hatte er durch ein thematisches taktisches Motiv einen Bauern gewonnen und seinen Vorteil Stück für Stück umgesetzt.

Thomas Schubert hatte zwischendurch ein Remis eingestreut, nachdem er in einem Leichtfigurenendspiel mit einem gedeckten Freibauern im Besitz seines Gegners eine Blockadestellung eingenommen hatte. Genau genommen schien es mir sogar so, als ob er ab einem gewissen Punkt froh mit der Punkteteilung sein musste, aber vielleicht war es auch nicht so dramatisch.

Manfred B. hatte im Mittelspiel zwei Bauern gewonnen, so dass wir mit einem weiteren Sieg rechneten. Leider manövrierte er im weiteren Partieverlauf reichlich unglücklich und erreichte ein Turmendspiel, welches trotz eines verbleibenden Mehrbauern nur wenige Gewinnchancen bot. Mit seiner Punkteteilung endete dieser Kampf, das 6,5:1,5 entspricht ungefähr den an den Brettern gezeigten Leistungen.

An dieser Stelle wiederum der Blick auf SGL I und Löberitz. Beide Teams schenkten sich von Anfang an nichts. Zwar willigte Hendrik nach etwas verunglückter Eröffnungsvorbereitung frühzeitig in ein Remis ein, doch an alle anderen Brettern wurde gekämpft, als ob es kein Morgen gäbe. Es sollte ganz klar der spannendste Vergleich in dieser Doppelrunde werden.

Robert holte an Brett 8 einen weiteren halben Punkt. Wenn ich mich nicht verzählt habe, hatte er kurzzeitig einen Bauern mehr, besaß im Gegenzug aber zahlreiche Schwächen – sein Remis ist jedenfalls nicht zu beanstanden. Erik Schäfer wurde von Holger Pröhl sauber überspielt, letzterer holte damit den einzigen Doppelpunkt für die Gastgeber an diesem Wochenende. Manfred Sch. erreichte ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern und symmetrischer Bauernkonstellation; selbiges wurde noch eine Weile augeschlachtet, führte aber schließlich zu dem erwarteten Ausgang.

Markus verlor mit Weiß gegen Dana; sie führte mit überzeugender Technik ein Turmendspiel mit Mehrbauern zum Sieg, so dass es 3,5:1,5 zu unseren Ungunsten stand. Es spielten noch Dietmar und Gottfried (beide in einem Endspiel mit einem Mehrbauern) sowie Sandra, die im Mittelspiel gegen den schon vorher erwähnten S. Pallas kritisch stand. Hier machte ich mir ernstlich Sorgen, denn die beiden Endspiele an den Brettern 5 und 6 wirkten schwer gewinnbar, und Sandra war in meinen Augen über weite Strecken der Niederlage näher als dem Sieg.

Der Parallelwettkampf war zu dem Zeitpunkt bereits beendet, so dass alle Augen im Raum auf diesen drei Brettern ruhten. Das Match nahm in der fünften Stunde eine für uns sehr glückliche Fügung; Sandra gelang es, ihre Stellung durch materielle Aufwendung soweit zu verkomplizieren, dass sich realistische Gegenchancen ergaben (zumindest im praktischen Einsatz; ein Computer hätte das bestimmt anders gesehen). Sie holte einen extrem wichtigen Sieg und brachte damit gleichzeitig ihre Mannschaft wieder zurück auf Kurs. Dietmar konnte seinen Vorteil nicht umsetzen, vielleicht war der Zeitfaktor dabei auch relevant. Aber Gottfried erarbeitete sich den zum 4:4 notwendigen fehlenden Punkt.

Rückblickend kann man sagen, dass beide Leipziger Teams ihre Aufgaben mehrheitlich gut lösen konnten. Gegen Köthen wurden die beiden Pflichtsiege tatsächlich umgesetzt, was in Anbetracht früherer Nervenschlachten keine Selbstverständlichkeit ist. SGL II wurde mit einem hohen Sieg gegen Löberitz der Favoritenrolle gerecht, die schwächere erste Mannschaft holte mit großem Kampfgeist immerhin ein Unentschieden heraus. In der Tabelle führt die Zweite jetzt mit 6:0 Mannschaftspunkten die Tabelle an, die Erste steht mit 3:3 im Mittelfeld.

In 14 Tagen steht schon die nächste Runde auf dem Programm, und zwar trifft SGL I auf Aufbau Elbe und SGL II auf Rochade Magdeburg. Am Freitag soll es außerdem Partievorstellungen im Hörzentrum geben.


1 Antwort auf “Oberliga Ost, Staffel A: SGL 1 + SGL 2 – Löberitz + Köthen”

  1. 1. Heiko Machelett schrieb:

    Was ein Wochenende!

    Ich bin ehrlich gesagt überrascht, wie stark unsere beiden Mannschaften aufgetreten sind. Unser Sieg gg Löberitz war doch sehr deutlich, obwohl die Erwartung eigentlich nicht weniger hergibt. Die Partien waren aber doch sehr eindeutig. Gegen Köthen… das gleiche Bild. Die eigentliche Ãœberraschung sind die 3 Punkte unserer „Zweiten“, wobei ich vor allem Dr.Braun hervorheben muss. 2/2 an dem WE sind ein unglaubliches Resultat. Ich sehe also optimistisch in die Zukunft…

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