Jan 19

Das Oberliga-Jahr 2014 begann für die beiden Leipziger Teams mit einer Doppelrunde im heimischen Sportforum. Das Hörzentrum war leider belegt, so dass wir die Gäste aus Chemnitz und Aue im alternativen Spiellokal begrüßen mussten. Am Samstag spielte SGL 1 gegen USG Chemnitz und SGL 2 gegen die zweite Mannschaft von Nickelhütte Aue, wobei wir in beiden Kämpfen am ersten Brett die weißen Steine führen durften. Am Sonntag wurden die Gegner getauscht, und wir bekamen jeweils Schwarz am ersten Brett.

In der ersten Mannschaft standen Erik und Manfred Schöneberg nicht zur Verfügung (was den letzteren jedoch nicht daran hinderte, am Nachmittag ein klingelndes Handy ins Spiellokal einzuschleusen). Paul Zebisch war aufgestellt, bescherte uns allerdings ein weiteres Mal durch Abwesenheit eine kampflose Null. Bei der Zweiten fiel Heiko sehr kurzfristig aus; für ihn sprang Leonard Richter in der ersten Partie und Thomas Schunk in der zweiten ein. (Beide lösten ihre Aufgabe sehr souverän.) SGL 2 schlug beide Gegner und behauptet nach wie vor mit großem Vorsprung die Tabellenspitze. SGL 1 unterlag zuerst Chemnitz und erkämpfte sich dann ein Unentschieden gegen Aue.

Die Begegnung unserer zweiten Mannschaft am Samstag gegen Aue 2 stand lange Zeit auf der Kippe. Es gab viele Licht- und Schattenmomente, wobei die Partieanlage unserer Spieler an den hinteren Brettern eher dem Licht und die von Stephan und mir eher dem Schatten zuzuordnen sind. Zur Abwechslung gab es mal überhaupt keine Kurzremisen; den ersten Punkt notierte Leo für unsere Seite nach solider Eröffnung und sehr schöner Mittelspielarbeit.

Auf den Brettern waren wenig später ein paar weitere Partien entscheiden, die sich nur formal noch ein Weilchen hinzogen. Andreas überspielte seinen Gegner mit Weiß zunächst sauber, ließ diesen dann in einer Schwächephase noch einmal herankommen und zerlegte schließlich dessen Position im Endspiel. Auf der anderen Seite war Stephan mit klarem Nachteil aus der Eröffnung gekommen und verlor schon im frühen Mittelspiel entscheidend Material, der Rest war eine Sache der Technik.

Der tragische Held des Samstag war aus meiner Sicht Manfred Böhnisch. In einer wilden Schlägerei wähnten die Zuschauer Manfred lange im Vorteil, und vermutlich hatte es auch diverse Chancen auf einen Punkt gegeben. Irgendwann kam jedoch der Gegner in Fahrt und drückte unser sechstes Brett so lange zusammen, bis es nichts mehr zu holen gab. Damit stand es – bei leichter Verzerrung der Wettkampfchronologie – 2:2, und der Rest war alles andere als klar. Erst nach vier Stunden kippte das Match zu unseren Gunsten.

Thomas Schubert brachte uns erneut in Führung, indem er aus nur leicht besserer Stellung in ein klar vorteilhaftes Damenendspiel abwickeln durfte. Joachim erhöhte den Versprung; er hatte in einem Schwerfigurenendspiel lange unter Druck gestanden, doch dann muss es ihm gelungen sein, in der Zeitnot seines Gegners einen tödlichen Konter zu fahren. Es spielten zu diesem Zeitpunkt noch die beiden Spitzenbretter, und zum Mannschaftssieg fehlte lediglich ein einziges Remis.

Diesen halben Punkt stellte Wilfrid sicher. Nach eher zurückhaltender Eröffnung war es ihm im Mittelspiel gelungen, immer mehr Vorteil anzuhäufen, so dass sich der Gegner irgendwann zu einem Qualitätsopfer genötigt sah. Das entstehende Endspiel konnte Wilfrid zwar trotz intensiver Bemühungen nicht gewinnen, doch mit seinem Remis war der Mannschaftserfolg amtlich.

Meine eigene Partie verlief einfach grotesk. Eigentlich hätte sie nach weniger als drei Stunden zu Ende sein müssen, da mir bereits in der Eröffnung ein folgenschwerer Fehler unterlaufen war. Dennoch fanden sich immer wieder Verteidigungsressourcen, zwischendurch mal mit einem ganzen Turm weniger, und nachdem mein Gegner im Damenendspiel die letzte Chance ausließ, endete der Kampf nach etwa der doppelten Zeit remis. Zu sagen, dass ich ihm von der Schippe gesprungen bin, wäre eine Beleidigung für die Schippe. Mit diesem glücklichen halben Punkt wurde der 5:3-Endstand besiegelt.

Im Nachbarkampf zwischen SGL 1 und Chemnitz habe ich nicht alles mitbekommen. Wie schon weiter oben geschrieben ging unsere Mannschaft mit einem sofortigen Rückstand ins Rennen. Sandra kompensierte selbigen aus einem eigentlich nicht so toll wirkenden Turm-Läufer-Endspiel heraus, doch leider brachen gleichzeitig ein paar andere Dämme. Markus verlor am ersten Brett, Olaf am letzten; bei beiden kann ich nicht sagen, wie es sich genau zutrug, aber nach ein paar stichprobenartigen Blicken auf die Bretter kam es auch nicht total überraschend.

Hendrik hatte am zweiten Brett mit GM Mathias Womacka den nominell schwersten Gegner. Schon kurz nach der Eröffnung musste er einem Minusbauern hinterher laufen. Es kam zu einem Turm-Springer-Endspiel, welches für mich die meiste Zeit verloren wirkte, aber möglicherweise war hier die Zeitnot relevant, jedenfalls war in der fünften Stunde der gefährliche Freibauer seines Gegners plötzlich nicht mehr vorhanden, und kurz danach einigten sich die Spieler auf remis.

Matthias musste gegen unseren „Ehemaligen“, Prof. Sören Bär, ebenfalls lange kämpfen; erst im Endspiel Läufer gegen Springer platzte der Knoten. Durch Drohungen am entfernten Flügel gelang es ihm, die gegnerische Figur zu erobern, was zum sofortigen Sieg führte. Zu dem Zeitpunkt stand es also 2,5:3,5 aus unserer Sicht. Es spielte noch Dietmar (mit einer Qualität weniger) und Gottfried (Mehrbauer im Damenendspiel).

Beide noch ausstehenden Entscheidungen fielen leider zu unseren Ungunsten. Dietmar konnte sein Endspiel nicht halten, und Gottfried mühte sich vergeblich, er kam nicht über ein Remis hinaus. Das Ergebnis ist insgesamt etwa leistungsgerecht; es verdeutlicht aber auch ein weiteres Mal, wie schwer eine kampflose Niederlage auf diesem Level zu kompensieren ist. Mit dem achten Mann hätte der Kampf sicher besser verlaufen können.

Am Sonntag lief es für beide Teams angenehmer. Im Match zwischen SGL 2 und Chemnitz wurden in der Anfangsphase drei schnelle Remisen vereinbart, nämlich bei Thomas Schubert, Joachim und Wilfrid. In keiner der drei Partien war viel los; am ehesten hatte vermutlich unser zweites Brett Chancen auf Vorteil, aber nachdem sich der Gegner aus seiner vorübergehenden Eröffnungsumklammerung befreit hatte, gab es da nicht mehr viel zu holen.

Das vierte Remis bescherte uns Andreas. Sein Franzose lief zur Abwechslung nicht auf den gewohnten Pfaden; er hatte zeitig eine Leichtfigur für drei Bauern gegeben und klammerte danach, was das Zeug hielt. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, aber dann scheint es eine finale Abwicklung zum Remis gegeben zu haben. Angesichts des schwierigen Partieverlaufs geht sein halber Punkt voll in Ordnung.

Die Entscheidungen an den restlichen vier Brettern waren da noch nicht abzusehen. Tatsächlich war für die nächsten ein bis zwei Stunden an fast keinem Brett klar, wer Vorteil besaß, nur bei Stephan waren wir uns einig, dass es sich um eine Gewinnstellung für unseren Kapitän handeln musste. Die Ironie der Geschichte ist, dass die anderen drei später gewannen, er jedoch nicht; eine unglückliche Vereinfachung ließ ein Turmendspiel mit vier gegen drei Bauern auf einem Flügel entstehen, und der Gegner trotzte all seinen Gewinnbemühungen.

Die Partie von Manfred Böhnisch endete im zeitigen Mittelspiel mit spontaner Selbstentzündung der gegnerischen Königsstellung und anschließendem massiven Materialgewinn auf unserer Seite. Thomas Schunk bearbeitete seinen Gegner im Leichtfigurenendspiel erfolgreich; in der Partie des Berichterstatters führt ein Qualitätsopfer zu großem Druck und späterem Übergang in ein gewonnenes Endspiel. Damit blieb dieser Kampf verlustpunktfrei aus Leipziger Sicht, das Endergebnis lautete 5,5:2,5.

Bei SGL 1 trennten sich zuerst Sandra und direkt daneben Robert von ihren Gegnern remis. Bemerkenswert fand ich übrigens, dass auch dieses Mal wieder das Match der Ersten deutlich länger als das von der Zweiten dauerte, und dass insbesondere erst dann die ersten Partien endeten, als im parallelen Kampf schon diverse Entscheidungen gefallen waren. Am Kampfgeist gibt es also hier überhaupt nichts auszusetzen, der gesamte Mannschaftskampf dauerte über sieben Stunden.

Nach den beiden Remisen passierte ein Weilchen recht wenig. Als nächstes verlor Bruno (erneut kann ich bedauerlicherweise keine Details liefern) und etwas später auch Markus, der bei entgegengesetzten Rochaden unter die Räder eines tödlichen Königsangriffs geriet. Hendrik und Matthias hatten dafür gewonnen und den Anschluss wiederhergestellt. Aus dem Anschluss wurde eine Führung, als Gottfried den Igelversuch seines Gegners exemplarisch sezierte; erst in der zweiten Analyse stellte sich heraus, dass der Gegner eine sehr gute Chance auf Ausgleich oder sogar Vorteil ausgelassen hatte.

Beim Stand von 4:3 kämpfte Dietmar um den Mannschaftssieg. Bei ihm stand weit über vier Stunden lang ein Turm-Springer-Endspiel mit ein bis zwei Minusbauern für unser vorübergehend drittes Brett. Da der Gegner phasenweise mit seinen Gewinnversuchen überfordert schien, wollte die Hoffnung nicht versiegen. Leider hatte er dann gegen 16 Uhr (Rundenbeginn war um 9 Uhr!) einen Geistesblitz und schaffte es, die Umwandlung seines Freibauern zu forcieren. Das Ende des Kampfes ist aus Chemnitzer Sicht sicher als glücklich zu bezeichnen, und für uns stand letztendlich leider nur ein 4:4 zu Buche.

Erst Ende Februar findet die achte Runde statt (dann wieder als Einzelrunde). SGL 1 wird TU Dresden besuchen, SGL 2 fährt zu AE Magdeburg. Beide Kämpfe können vorentscheidenden Charakter haben. Für die Zweite geht es um den vorzeitigen Aufstieg (schon jetzt haben wir fünf Punkte Vorsprung). Die Erste benötigt wichtige Punkte im Abstiegskampf, denn sie steht zur Zeit mit 6:8 Mannschaftspunkten auf Rang 10, und entgegen meiner früheren Prognosen ist alles andere als klar, ob es zwei oder drei Absteiger geben wird.


5 Antworten auf “Oberliga Ost, Staffel A: SGL 1 + SGL 2 – Aue 2 + Chemnitz”

  1. 1. Manfred S. schrieb:

    Nach stressigen familären Aufgaben wollte ich am frühen Abend (nicht Nachmittag) wenigstens die Endphasen der Partien als Zuschauer mit bekommen. Leider musste ich zuerst die kampflose Niederlage von Paul Zebisch registrieren (schon Gründe bekannt?). Spontan bot ich dann meinen Einsatz am Sonntag an, aber die Aufstellung stand fest und mein Einsatz am Brett 2 hätte sicherlich einige Partievorbereitungen durcheinander gebracht. Schön dass die Zweite einen großen Schritt Richtung Aufstieg getan hat. Die Erste muss für den Klassenerhalt noch einiges tun, aber wir sollten es schaffen. Der Stress hatte tatsächlich dazu geführt, dass ich vergaß mein Telefon auszuschalten. Gott sei Dank war ich nur Zuschauer aber natürlich war es mir unangenehm, so störend aufzufallen. Passiert nicht wieder!
    Manfred S.

  2. 2. Reyk schrieb:

    Mein Tipp zur Absteigerfrage, nachdem Plauen fest steht: Im Süden gibt es einen Absteiger in unsere Oberliga und Wiesbaden hält sich. Selbst wenn es insgesamt (also für beide Oberligastaffeln) 3 Absteiger aus den Zweitligen gibt, dürfte der punktbessere 10. wahrscheinlich aus der A-Staffel kommen (Neuregelung zum Wegfall der Relegation).

    Der Worst case (4 Zweitligaabsteiger) ist zwar auch noch möglich, aber ich halte ihn für unwahrscheinlich, nachdem Wiesbaden diese Runde gezeigt hat, dass sie im Zweifel (auch finanziell) klotzen können.

  3. 3. Roland schrieb:

    Joachim hat auf seinen Blog übrigens wieder ebenfalls eine kurze Zusammenfassung mit Bildern gestellt. Vielen Dank an ihn für seinen Bericht und bei der Gelegenheit auch nochmal Gratulation zu seinen wichtigen 1,5 Punkten am Wochenende.

  4. 4. Joachim Solberg schrieb:

    Ich bedanke mich für deine Gratulation, Roland.
    Ich muss Dich auch gratulieren für den wichtigen
    Sieg gestern und für tolle Verteidigung gegen Aue. Ich freue mich
    auch sehr die Partien von dem Wochenende durchzuspielen.
    Viele interessante Partien wurden gespielt. Ich
    melde mich mit noch einigen Bilder heute Abend.
    Noch einmal danke für deine sehr gute Zusammen-
    fassung von den Spielen am Wochenende, Roland.

  5. 5. Andre schrieb:

    Hallo,
    bevor hier im Netz jemandem Unrecht geschieht: Soweit ich das am Rande mitbekommen habe, resultierte der kampflose Punkt aus einer Verkettung unglücklicher Umstände.
    Liebe Grüße, André

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