Dez 29
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oder
„Auf der Suche nach den verlorenen Ohrstöpseln“
Nachdem der zweite Tag schon besser als der erst lief, sollte jetzt erneut eine Steigerung her. Der erste Mannschaftssieg wurde angepeilt und ein wenig glücklich auch errungen. Doch bevor ich euch von unseren Helden erzähle, möchte ich euch über Geschehnisse abseits des Schachbretts berichten…
Es begab sich zu einer Zeit, als die lieben Kleinen allmählich erwachsen wurden und in das schnarchfähige Alter eintraten. Nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht wurde am nächsten Morgen geklagt, dass einer – von nun an „der Schnarcher“ genannt – zu schnell eingeschlafen sei und die anderen – ab jetzt nur noch „die Gestörten“ – beim Einschlafen gestört habe. Die Klagen führten zu einer Änderung der Einschlaftaktik. In der zweiten Nacht sollten die Gestörten vor dem Schnarcher einschlafen. Ich weiß nicht genau wie, aber das Ziel wurde erreicht – und auch wieder nicht. Denn am nächsten Morgen beklagte sich der Schnarcher, dass einer der Gestörten auch geschnarcht hätte und er deshalb selber nicht einschlafen konnte.
Eine andere Lösung musste her und die hiess: Ohrstöpsel!
Nun hat nicht jeder Ohrstöpsel in der Tasche und so machte ich mich nach Anpfiff der 5.Runde auf, Ohrstöpsel im – Achtung Schleichwerbung – nahen REWE zu kaufen.
Kurz gesucht und schnell gefunden, leider nur eine Packung mit insgesamt 6 Ohrstöpseln. Nun haben aber 4 Jungs erfahrungsgemäß 8 Ohren, also sollte eine zweite Packung her. Der erste REWE hatte jedoch keine mehr. Google Maps verriet einen zweiten REWE nur etwa 500m weiter. Also fix hin und von einer netten Mitarbeiterin erfahren: „Wir führen das nicht!“ Hm, gut, ein Aldi ist direkt daneben, fragen kostet ja nichts. Der Aldi hatte jedoch auch keine Ohrstöpsel im Sortiment. Die Antwort auf Nachfrage nach der nächsten Drogerie verriet nichts Gutes. Google Maps bestätigte die schlimmsten Befürchtungen: weitere 20Minuten Fussweg und zu allem Ãœbel auch noch in die entgegengesetzte Richtung… egal, aufgemacht ist halb angekommen und so entdeckte ich auf dem Weg durch Verden das ein oder andere Kleinod, wie zum Beispiel einen Teil der alten Stadtmauer:
oder die Kirche der Zionsgemeinde:
oder auch den Verdener Dom neben all den schicken Fachwerkhäusern:
nur um kurz vorm Ziel die Einkaufsmeile der Stadt mit insgesamt drei Drogerien zu erblicken:
Dort fanden sich im Rossmann die fehlenden zwei Ohrstöpsel und jetzt bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, wie sich diese in der Praxis bewähren…doch nun zurück zum Schachlichen:
Zunächst remisierte Ruiming in einem Turmendspiel. Da Turmendspiele bekanntermaßen immer unentschieden enden, hat er dem Ganzen nur ein wenig vorgegriffen und damit auch offiziell seine Pechsträhne beendet. Am Nachbarbrett sah es bei Cedric eher schlecht aus. Um genau zu sein, er hatte eine Leichtfigur gegen einen Bauern im Endspiel weniger und ich sah nur geringe Chancen auf einen halben Punkt. Doch während ich mit Ruiming dessen Partie analysierte, kam plötzlich Cedric rein und meinte: „Ich hab gewonnen!“ Ein Matt mitten auf dem Brett machte es möglich.
Basti hatte unterdessen drei Leichtfiguren gegen einen Turm und dachte sich, er macht es mal ein wenig spannender durch einen Leichtfigureinsteller. Wenigstens danach zeigte er saubere Verwertungstechnik und so lagen wir bereits 2,5:0,5 vorn, während Philemon ein spannendes Schwerfigurenendspiel spielte. Er wuselte sich aus einer gedrückten Stellung wieder heraus und ich dachte, da geht noch was. Doch plötzlich erhielt Philemons geschwächter König ein Schach zuviel und alles war aus.
Am Ende steht der knappe erste Sieg und in der Nachmittagsrunde erwartete uns das Landesduell gegen Coswig.
Völlig unerwartet war diesmal Philemon der Erste. Nach eigener Aussage hatte er die Eröffnung misshandelt und dann war mit dem Bäuerchen auch die Partie weg. Auch bei Basti sah es nach 2h nicht gut aus. Er quälte sich noch in ein Turmendspiel mit zwei Minusbauern, konnte jedoch nichts mehr erreichen.
Interessant sah es bei Cedric und Ruiming aus. Beide hatten aus einem sizilianischen Drachen entstandene Schwerfigurenendspiele mit vielen Bauern. Cedric nahm sich durch einen Bauerndurchzug selbst das Gegenspiel und versuchte anschließend den Angriff seines Gegners aufzuhalten. Eigentlich hatte er keine schlechten Chancen, aber das Wiedernehmen mit dem falschen Bauern lies die schwarzen Schwerfiguren eindringen und kurz darauf war Cedric´s König Matt. Ruiming kämpfte in optisch schlechterer Stellung gigantisch. Zweimal lehnte er uneigennützig das Remisangebot seines Gegners ab, um am Ende den ganzen Punkt zu erobern. Mag sein, dass sein Gegner zwischendurch ein Matt ausgelassen hat, aber was solls, er hat es schließlich nicht gezogen!
Morgen treffen wir mit Erfurt auf eine schlagbare Mannschaft. Daumen drücken ist angesagt!