Dez 28

Unser Erstrundengegner SK Blauer Springer Paderborn bescherte uns keine Probleme.

Julia remisierte in ausgeglichener Stellung mit wenig Zeit als Erste. Timo stand zu diesem Zeitpunkt bereits auf Gewinn. Allzuviel kann man zwar von Brett 3 und 4 nicht sehen, aber ein weißer Turm auf c6 und ein weißer Freibauer auf a6 waren selbst von ganz vorne sichtbar und wenig später gingen wir auch in Führung. Brunos Gegner übersah, in seinem Drang zwei Bauern zu klauen, dass er dafür mit dem schwarzfeldrigen Läufer bezahlen muss und wenig später waren zu viele weiße Jäger des schwarzen König Tod. Tim kam aus der Eröffnung gut raus, versuchte mit aktivem Figurenspiel an den gegnerischen König zu gelangen und nutzte die weißen Bauern vor dem König zur Verstärkung des Drucks auf den weißen König. In Zeitnot stellte sein Gegner dann zunächst einen Springer weg, um kurz darauf vom Schiedsrichter darauf hingewiesen zu werden, dass seine Bedenkzeit abgelaufen war… der Zeitbonus hatte offensichtlich nicht ausgereicht.

In der 2.Runde spielten wir gegen MS Halvers-Schalksmühle, die Nr. 9 der Startrangliste. Ich hatte kaum mein Mittagsschläfchen vollendet, da stand bereits Timos Sieg im Netz. Im Abtausch-Franzosen schlug sein Bauernsturm bei entgegengesetzten Rochaden durch bzw. hätte durchgeschlagen, wenn seine Gegnerin nicht schon vorher ein Abzugsschach übersehen hätte. Nur wenig später klopfte es und Bruno und Timo standen gemeinsam vor der Tür. Bruno hatte nach der Eröffnung einen Bauern (unfreiwillig) weggegeben, anschließend allerdings in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel abgewickelt und einen sicheren halben Punkt eingefahren. Noch während der Suche nach Brunos Ungenauigkeit, die den Bauern gekostet hatte, stieß auch Tim hinzu. Sein Gegner hatte das Tiefenverständnis für die französische Verteidigung noch nicht entwickelt und die Ahnungslosigkeit gepaart mit der Verweigerung seinen Königsflügel fertig zu entwickeln, führte zu Tims ungefährdeten Sieg. Kaum dreieinhalb Stunden nach Rundenbeginn brachte Julia mit ihrem zweiten Remis den 3:1 Endstand mit und mit einem pünktlichen Abendessen wurde die Abendgestaltung eingeleitet.

Morgen steht mit Mattnetz Berlin der erste große Prüfstein an. Drückt die Daumen, Glück kann man immer gebrauchen 😉

Tag 2
Runde drei gegen den SV Mattnetz Berlin stellte den ersten großen Prüfstein für uns dar – und wir sind leider darüber gestolpert…
Nun ist es ja nicht so, als ob nicht ausreichend Chancen auf den Brettern gewesen wären, aber der Reihe nach.

Zunächst konnte Tim uns in Führung schießen. Sein Gegner hatte nach einem frühen Bauerngewinn die Sicherung seines Königs ausgelassen und nach einigen Leichtfigurenabtäuschen konterte Tim im Zentrum. Plötzlich war der gegnerische König hochgradig gefährdet und fiel Tims aktiven Schwerfiguren folgerichtig zum Opfer.
Parallel sah es bei Timo eher schlecht aus. Nach der Eröffnung gut herausgekommen, drehte sich die Stellung nach der Öffnung des Zentrums und Timo hatte im Turm-Springer-Endspiel zwei Bauern weniger. Eine Ungenauigkeit von Timos Gegner erlaubte ihm jedoch aktives Gegenspiel auf den schwarzen König. Damit konnte er zunächst einen Bauern zurück gewinnen und kurz darauf auch den Zweiten. Wenig später wurden die Türme getauscht und Timo bot im relativ ausgeglichenen Springerendspiel remis, das sein Gegner nach Abwarten des Geschehens an den ersten beiden Brettern auch akzeptierte.
Julia hatte im Königsindischen nach der Eröffnung eine gute Abwicklung gefunden, die einen ordentlichen Vorteil sicherte. Dann zog sie nach einem Dameschach den Turm in eine unnötige Fesslung und als dann noch Zeitnot hinzu kam, passierte leider, was so oft passiert – man übersieht einen Zug, hat keine Zeit die beste Erwiderung zu finden und eine gute Stellung kippt ins Gegenteil – manchmal ist Schach echt frustrierend -.-
Damit hing alles an Bruno. Bruno hatte sich in den ersten 20 Zügen eine deutlich bessere Stellung erarbeitet. Sein Gegner versuchte dann mit h4-h3 Gegenspiel auf Brunos König zu starten, aber eigentlich war das ein von Zigurds Lanka oft beschriebenes „Holzbein“. Brunos Versuch Gegenspiel im Zentrum auf den allein gelassenen schwarzen König zu entwickeln, stellte sich als nicht zwingend genug heraus und – mal wieder – in Zeitnot fand Bruno nicht die beste Verteidigung, die des Gegners Holzbein entlarvt hätte – Endstand 1,5:2,5.

In der vierten Runde wurde uns der Plauener Erstrundengegner zugelost. Eigentlich wollten wir es dem SK König Plauen nachmachen und zwei sichere Mannschaftspunkte einfahren. Doch es wurden „nur“ zwei Brettpunkte. Die Enttäuschung war groß, die Stimmung am Boden – was war geschehen?
Tim brachte uns (mal wieder) überraschend zeitig in Führung. Sein Gegner kannte sich im Evans-Gambit gar nicht aus und fiel einer Standardtaktik zum Opfer. So weit so gut. Das war es dann aber auch schon. Julia hatte in der Eröffnung wieder gut improvisiert, startete einen verheißungsvoll aussehenden Angriff am Damenflügel, während ihr Gegner versuchte am anderen Flügel Julias Königsstellung zu öffnen. Doch dann entschied sie sich für ein Springeropfer auf d6, das einfach mal nicht funktionierte. Mehr als unglücklich, dass ihre verworfene alternative Fortsetzung deutlich besser gewesen wäre… Blieb noch die Hoffnung auf Timo und Bruno, von denen Tim bessere Stellungen mit Mehrmaterial berichtet hatte. Timos Gegner hatte ausgangs der Eröffnung fehl gegriffen und so zu einen Bauerngewinn und der Zerstörung der Rochademöglichkeit geführt. Der ungenaue Tausch des vorwitzigen Springers gegen den schwarzfeldrigen Läufer öffnete neben der g-Linie auch die f-Linie zur Hälfte und plötzlich zogen Richtung f7 schwarze Wolken am Himmel auf. Timos Gegner opferte auf f7 eine Leichtfigur, die Damen wurden getauscht und um die Mehrfigur zu behalten, musste Timos König nach vorne marschieren. Dort stand er jedoch im Fadenkreuz der beiden weißen Türme. Ein unverhinderbares Abzugsschach führte zu einer Springergabel (die hätte man verhindern können), doch die eigentliche Drohung war ein Dauerschach mitten auf dem Brett. Wieder einmal lagen alle Hoffnungen auf unserem ersten Brett. Brunos Gegner wählte im Drachen eine eher seltene Variante mit 6.h3, die einen schnellen Ausgleich zu lies. Ich kannte die h3-Variante bisher nur in Verbindung mit der kurzen weißen Rochade, doch Brunos Gegner rochierte entgegengesetzt, so daß Bruno wie gewohnt seinen Angriff am Damenflügel starten konnte. Zunächst entschied sich Bruno auf b3 zu tauschen und danach die b-Linie zu öffnen. Er gewann einen Bauern, lies dann jedoch einen weiteren Figurenabtausch zu, und plötzlich war die Stellung wieder ausgeglichen. Dann packte Weiß mit 19.b3 einen echten Blunder aus, der es sicherlich in alle Statistiken der einschlägigen Internetdatenbanken schaffen wird. Seht selbst:
grieb-kreyssig
Hier kann Schwarz mittels 19… Tc8 die c-Linie besetzen. Weiß kann theoretisch die Dame gegen zwei Türme tauschen: 20.bxa4 Txc2 21.Kxc2 Dxa4+ 22.Kd2 (nur weg von der langen Diagonale) 22… Sd7 (bringt den Lg7 a Tempo ins Spiel) und neben der Mattgefahr für den weißen König hat Weiß einen unentwickelten Königsflügel. Eigentlich muss Weiß sogar diesem Tausch zustimmen, denn nach jedem Damezug folgt Sxe4 und neben der Mattdrohung auf a1, ist auch Sc3+ sehr unangenehm für Weiß, z.B. 20.Dd3 Sxe4 21.bxa4 Dxa4 22.Tb2 Lxb2 23.Kxb2 Tb8+ 24.Kc1 Da1 nebst Matt im nächsten Zuge. Leider hat Bruno die Stellung nach dem Tausch der weißen Dame gegen die beiden schwarzen Türme verworfen… was genau er gesehen hat, können Außenstehende selten nachvollziehen. Erklärbar ist das oft nur mit der besonderen Situation einer Turnierpartie unter Zeitdruck.
Ein klassisches Beispiel dafür, warum immer wieder die Zeitnotreserve gepredigt wird. Mit nur wenig Restzeit ist so eine Taktik schwer zu berechnen und so nahm Bruno lieber den halben Punkt durch Zugwiederholung und damit den einen Mannschaftspunkt mit. Prinzipiell richtig, aber mal ehrlich, das wäre so ein geiles Partieende gewesen!
Nach einem eher schweigsamen Abendessen haben wir uns gemeinsam mit „San Juan“ auf andere Gedanken gebracht. Die Auslosung für Runde 5 beschert uns den SV Walldorf und die Vorbereitung im Zimmer 354 auf Bett, Stuhl und Fußboden war wieder voller Energie und Vorfreude auf die neue Aufgabe. Wie sagt Hendrik immer? „Solange schmettern bis man trifft“ Nach diesem Motto werden wir auch in Runde 5 wieder kämpfen. (Daumendrücken kann trotzdem nicht schaden!)

Info Runde 5:
Aktuell läuft die 5.Runde und Tim hat uns bereits in Führung gebracht. Er ist unser „Mr. Einhundertprozent“! An den anderen Brettern ist noch nichts entschieden. Bruno hat vorne wieder eine scharfe Drachenpartie, bei Julia ist das Brett noch voll und Timo steht wohl eher unangenehm. Na warten wir mal, mehr als das können wir eh nicht 😉

Update: Timo hat seine schwierig zu spielende Stellung remis gegeben. Die kurze Prüfung mit dem Rechner gibt ihm Recht. Jetzt hängt wieder alles an unseren beiden ersten Brettern…

Tag 3
„Krise überwunden“ könnte die Überschrift zum heutigen Tage lauten.

Zwei sehr sichere Siege gegen Walldorf und Bebenhausen lassen einen Felsbrocken von meinem Herzen plumpsen.
Heute Morgen konnten Tim und Timo erneut rasch 1,5Punkte einfahren und alles hing mal wieder an den vorderen Brettern. Julia kam nicht dazu das taktische Remisangebot los zu werden. Nach einem Bauerngewinn und Abwicklung in ein Turmendspiel wurde sicher voll gepunktet.
Bruno hatte den nominell schwersten Gegner. In einer heißen Drachenpartie wagte er alles und verlor leider. Die Analyse mit Engine bot einige interessante Ideen, aber wenn wir alle sehen würden, was die Engine sieht, würde Schach keinen Spaß mehr machen. Die Tatsache, dass das Team bereits die erforderlichen 2,5Punkte für den Mannschaftssieg geholt hatten, dürfte Bruno ein klein wenig getröstet haben.
Runde vier bescherte uns mit dem SK Bebenhausen ein unerwartetes Los. Aufgrund der späten Beendigung der Vorrunde blieb nicht viel Zeit zur Vorbereitung. Tim und Timo holten wieder rasch 1,5Punkte und Bruno nutzte in aussichtsreicher Stellung einen taktischen Fehler seines Gegner gnadenlos aus. Julia spielt noch, hat jedoch aktuell zwei Bauern mehr und kämpft um das 3,5:0,5.

Update: Aus den zwei Bauern wurde Dame gegen Turm und auch die Herausforderung des Mattsetzens mit Dame und Turm gegen den nahezu nackten König hat Julia gemeistert. Somit liegen wir nach diesem hohen 3.5:0,5 auf Rang 3 und haben es in der letzten Runde selbst in der Hand. Ein Sieg sichert Platz 2, ein Unentschieden bringt uns Platz 3 oder 4… mobilisiert alle Daumen, die auftreiben könnt! Am Tisch 2 geht es hier oder hier live nachverfolgbar zur Sache.


5 Antworten auf “DVM U16 Neumarkt – vorherige Runden”

  1. 1. MK schrieb:

    na wenn das so ist, dann drücken wir mal bis Freitagnachmittag

  2. 2. Hendrik schrieb:

    Ihr macht das schon …

  3. 3. Matthias Knüpfer schrieb:

    Heute hattet Ihr ja nicht so viel Glück, alles aufgespart: das sollt Ihr morgen unbedingt bekommen! Wir denken an Euch und drücken die Daumen!

  4. 4. Fam. Halas schrieb:

    Das Zwischenergebnis der 5. Runde lässt wieder hoffen, obwohl es die beiden ersten Bretter sicher nicht leicht haben. Aber heute ist sicher unser Tag!

  5. 5. Matthias Knüpfer schrieb:

    Super Ergebnis Ihr 4! Morgen noch einmal so ein Tag wie heute! Wir wünschen Euch wieder soviel Glück und drücken weiter die Daumen!

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