Feb 08

Ende Januar trafen wir vor heimischer Kulisse auf das Team von Aufbau Elbe zum Abstiegskampf. Unsere beiden Mannschaften belegten vor dem Match die beiden letzten Plätze; die in diesem Wettkampf zu vergebenden Punkte wären sowohl für uns als auch für die Gäste überlebensnotwendig. Zahlenmäßig hatte Leipzig die Nase knapp vorn, doch das Team der Magdeburger bestand mehrheitlich aus jungen und dynamischen Spielern, deren Motivation durchaus fehlende ELO-Punkte kompensieren kann.

Was die Eröffnungen angeht, hätte es leicht ein Thema-Wettkampf sein können: an der Hälfte der Bretter wurde Königsindisch – in diversen Variationen – gespielt. Besondere Erwähnung verdient hierbei Rauschi, der nach eigener Aussage mehr oder weniger exakt die Vorbereitung aufs Brett bekam und entsprechend zeitig eine starke Initiative besaß.

Bei mir lief es leider von Anfang an nicht rund. Noch in der Eröffnung hatte ich einen katastrophal schlechten Plan gewählt, zu dessen Umsetzung es nie kam, weil bereits die Vorbereitung tödliche Schwächungen zur Folge hatte. Eingangs des Mittelspiels hatte ich schon zwei Bauern weniger. Da halfen auch die motivierenden Sprüche unseres Kapitäns („so eine schlechte Stellung habe ich bei dir ja lange nicht mehr gesehen“) nicht wirklich weiter; es sollte ein hoffnungsloser Kampf am ersten Brett werden.

Gute Nachrichten gab es bei Thomas (Schubert), der zur Abwechslung unsere Reihen verstärkte. Er war früh in ein Endspiel mit ausgeglichenem Material gegangen, in welchem er permanent über ein leichtes Druckspiel verfügte, das sich allmählich in Raum- und Strukturvorteil manifestierte. Obwohl es sehr lange dauerte, bevor sich klare Tendenzen ergaben, konnten die Leipziger an seinem Brett zeitig Chancen auf einen vollen Punkt wahrnehmen.

Am Nachbarbrett lief es bei Manfred leider nicht so glücklich. Er hatte in der Eröffnung ein paar Bauern eingesammelt und auch so eine Art Angriff aufgefahren. Allerdings verlief selbiger im Sande, und sein eigener König schien plötzlich nicht mehr aus der Mitte wegzukommen. Vermutlich musste er in dieser Phase Material geben; ich habe die Details nicht mitbekommen, aber als nächstes sah ich ein Doppelturmendspiel mit Minusfigur an seinem Brett.

An Brett zwei gelangte Hannes relativ sorgenfrei zu Vorteil. Er eroberte auf taktischem Weg eine Qualität und musste nur damit klarkommen, dass sich im Rahmen der materiellen Umgestaltung sein Königsflügel etwas öffnete. Seine Technik ließ nichts zu wünschen übrig: er baute den Druck gegen seinen König ab, organisierte sich gleichzeitig irgendwie einen Freibauern, erzwang den Damentausch und schob die gegnerischen Figuren Klötzer so lange zusammen, bis es keinen Widerstand mehr gab. Eine sehr saubere Leistung.

Leo spielte in der Mitte sehr scharfes Schach (genauer schien es mir, als ob hauptsächlich sein Gegenüber dafür verantwortlich war, aber das mag getäuscht haben). Materiell war er zwischendurch mal im Plus, doch dafür musste er sich mit einem äußerst unangenehmen Angriffsspiel des Gegners auseinandersetzen. Letztendlich kam es zu einer Abwicklung in ein schwieriges Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern, in dem die Chancen auf ein Remis nicht sehr gut standen.

Matthias kam nach meinem Verständnis gut aus der Eröffnung, doch im Mittelspiel (eventuell in Zeitnot?) ging etwas gründlich schief. Er hatte eine gute Variante gesehen, wollte dieselbe noch verbessern und erreichte das genaue Gegenteil. Ähnlich wie bei mir lief der Rest seiner Partie nach dem Motto „wenn man lange genug Material einstellt, können am Ende nur noch die Figuren des Gegners hängen“. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass ein großer materieller Rückstand nicht nur Vorteile hat, und als es dem Gegner gelungen war, mit drei Mehrbauern die letzten aktiven Figuren von Matthias abzutauschen, war sein Schicksal besiegelt.

Zurück zu Stephan, der darauf verzichtet hatte, aus seiner Angriffsstellung einen sofortigen Totschlag zu suchen. Stattdessen baute er einen gemütlichen positionellen Vorteil auf, erhöhte allmählich den Druck und öffnete erst spät die Stellung, um sich im Damenendspiel mit zusätzlichen Leichtfiguren einen Freibauern zu bilden. Seine Gegnerin unternahm ein paar Dauerschachversuche, die jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren. Am Ende stand auch hier ein verdienter starker Punkt zu unseren Gunsten.

Bis hierhin gab es insgesamt sieben Weißsiege zu verzeichnen: Es gewannen Hannes, Stephan und Thomas (letzterer schließlich im Läuferendspiel), dafür verloren – in irgendeiner Reihenfolge – meine Wenigkeit, Matthias, Manfred und Leo. Insbesondere Manfred hatte sich bis zum Schluss mit Turm gegen Turm und Springer sowie ein paar verbleibenden Bauern bei dem Versuch gequält, das Gewinnpotential seines Gegners vom Brett zu tauschen, war dabei aber bedauerlicherweise in ein Mattnetz geraten. Es stand somit 4:3 gegen uns.

Andreas Schultz hinten demonstrierte wieder einmal außerordentlichen Kampfgeist in einem Leichtfigurenendspiel mit minimalem Vorteil. Ob dieses zu irgendeinem Zeitpunkt mal gewinnbar gewesen war, vermag ich nicht zu sagen. Am Ende kam er jedenfalls nicht über den halben Punkt hinaus. So nahm dieser Wettkampf aus unserer Sicht ein tragisches Ende.

Am Kampfgeist waren unsere Versuche sicher nicht gescheitert (erst nach fünf Stunden war die erste Partie beendet). Leider kann man sich für Kampfgeist allein auch nichts kaufen. Wir stehen jetzt mit leeren Händen am Tabellenende, und der Klassenerhalt ist wohl nur noch rein theoretisch möglich. Am 20./21. Februar geht es zu einer Doppelrunde nach Magdeburg, am zweiten Märzwochenende wird es noch eine abschließende Doppelrunde (verlegt vom vergangenen Herbst) in Leipzig geben.


1 Antwort auf “2. Bundesliga Ost: SGL gegen AE Magdeburg”

  1. 1. Jens Windelband schrieb:

    Hallo Team 1 der SGL,

    Bitte den Kopf nicht hängen lassen, am Wochenende 20.2./21.2. könnt Ihr Euren ersten Sieg in Magdeburg einfahren. Und die Daheimgebliebenen können auf unserer 2BL-Event-Seite mitfiebern.

    Viel Erfolg und Spaß beim Kiebitzen wünscht
    Jens Windelband
    AE Magdeburg

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