Dez 16

Am Sonntag fand die fünfte Runde der laufenden Oberliga-Saison statt, und abgesehen von dem vereinsinternen Duell in der Auftaktrunde war es unser erstes Heimspiel. Als Gäste durften wir die Mannschaften von Aufbau Elbe Magdeburg (gegen SGL I) und Grün-Weiß Dresden (gegen SGL II) im Hörzentrum begrüßen. Es handelte sich um zwei der eher stärkeren Mannschaften in der Liga, dennoch schlugen sich unsere Teams erfolgreich und konnten am Ende zwei Siege mit jeweils 4,5:3,5 verbuchen.

Im Duell der zweiten Mannschaft gegen Dresden trennte sich zuerst Andreas, dessen Franzose zur Abwechslung mal keinen Start-Ziel-Sieg hergab, mit Unentschieden von seinem Gegner. Unmittelbar danach remisierte Wilfrid; seine Partie wurde wie üblich von den Kiebitzen nur teilweise verstanden, es schien aber alles mit rechten Dingen zuzugehen. Den ersten Führungstreffer notierte kurze Zeit später Thomas Schunk, der ersatzweise in die Mannschaft gerutscht war. Er hatte seine Gewinnstellung eigentlich schon erreicht, bevor die beiden Remisen fielen, und musste dann nur noch etwas Technik demonstrieren. Dies gelang auch so, wie wir es von El Presidente gewohnt sind.

Stephan spielte von allen die ruhigste Partie, in der er aus der Eröffnung heraus in ein ausgeglichenes Endspiel abwickelte. Ob dann noch etwas Interessantes passiert ist, kann ich nicht sagen, der halbe Punkt kam jedenfalls nicht unerwartet. Die Vorentscheidung besorgte Heiko, der seinen Gegner geradlinig überspielte, und dessen Sieg scheinbar nie im Zweifel war („Ich habe mir heute Nakamura und Carlsen als Vorbild genommen“).

Leider bescherte Manfred Böhnisch mit seiner Niederlage der Mannschaft einen kleinen Rückschritt. Trotzdem waren wir guter Dinge, immerhin hatten wir an den zwei verbleibenden Brettern (Joachim und meine Wenigkeit) jeweils bessere, ja gewinnverdächtige Stellungen ohne ernsthafte Verlustgefahr. Abgesehen von Heikos Nerven gab es auch keine Sorgen um das Ergebnis des Mannschaftskampfes mehr.

Joachim hatte im Caro-Kann seines Gegners die gleiche Hauptvariante aufgefahren, die ihm auch in der Runde zuvor gegen Rochade Magdeburg zum Erfolg verholfen hatte. Diesmal wehrte der Gegner sich, was bei der Gewinnführung erfahrungsgemäß oft ein Hindernis ist. Anstatt bei zu kräftigen Gewinnversuchen einen Verlust zu riskieren, machte er nach fünf Stunden sehr mannschaftsdienlich remis. Mir blieb dann die Ehre, der letzte noch kämpfende Spieler zu sein; ich konnte nach langem Ringen im Endspiel einen Mehrbauern erobern, der aber zum Gewinn nicht ausreichte. Wie gesagt kam also nur ein 4,5:3,5 heraus, doch dieses war nicht wirklich in Gefahr und geht insgesamt auch leistungsmäßig in Ordnung.

Von der ersten Mannschaft habe ich diesmal weniger mitbekommen. Als einer der ersten war Manfred Schöneberg mit einem soliden Weißsieg fertig. (Man sollte hervorheben, dass zu dem Zeitpunkt im Nachbarkampf schon vier Partien beendet waren.) Gleich daneben gewann Erik ebenfalls; seine Gegnerin hatte in der Eröffnung eine Qualität geopfert, und ihre Kompensation stellte sich letztendlich als unzureichend heraus. Wenig später verlor Dietmar, und Sandra remisierte aus einem Turmendspiel heraus, welches mir praktisch durchgehend als ausgeglichen erschien (für Korrekturen der Einschätzung bin ich natürlich offen).

Als nächstes endete die Partie von Hendrik. Er hatte mit Weiß aus der Eröffnung ein theoretisch bekanntes Endspiel mit ganz leichtem Vorteil aufs Brett gesetzt, doch dann muss etwas schiefgegangen sein, jedenfalls hatte er später ein oder zwei Bauern weniger und musste ums Remis kämpfen. Die Mannschaft zitterte auch angemessen mit, doch irgendwann waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt, wodurch der Zwischenstand von 3:2 erreicht wurde.

Hier fiel von seiner Seite ein Satz der Form „Mit etwas Glück schaffen wir ein 4:4“. Dass dies die Realität nur am Rande traf, bewies Robert eindrucksvoll, indem er wenige Minuten später einen Sieg einfuhr. Nach allem, was ich auf seinem Brett gesehen hatte, war es ein schöner und verdienter Sieg. Die 4 Brettpunkte auf der Habenseite stellten nach Adam Ries bereits einen Mannschaftspunkt sicher, so dass die Gegner auf das besagte Glück angewiesen waren. Zugegeben, an den beiden letzten Brettern (Markus und Gottfried) sah es kritisch aus, aber in Sachen Kampfgeist gab es da nichts auszusetzen.

Der Doc bewies ein weiteres Mal, wie zäh man im Alter noch sein kann – großer Respekt dafür. Sein Turmendspiel wirkte lange Zeit verloren, aber irgendwie gelang es ihm immer wieder, Verteidigungsressourcen herauszuzaubern. Mit seinem Remis war gleichzeitig der Mannschaftssieg sichergestellt, ein toller Erfolg gegen eine nominell minimal stärkere Truppe. Markus sorgte letztendlich dafür, dass wir alle etwas später nach Hause kamen. Er stand zwar schon in der vierten Stunde auf Verlust, quälte sich aber sechseinhalb Stunden. Leider sollte es am Ende nicht sein, und auch hier blieb es bei 4,5 Brettpunkten.

Die Tabelle zur Weihnachtspause sieht aus Leipziger Sicht äußerst freundlich aus. SGL II behält unverändert mit drei Punkten Vorsprung den Platz an der Spitze, SGL I hat sich mit diesem Sieg auf Platz 6 vorgearbeitet. Zwar sind die Abstände noch recht knapp, doch da in diesem Jahr mit höchstens zwei Absteigern zu rechnen ist, ist der Mittelfeldplatz schon mal ein sehr gutes Zeichen.

Die Saison geht mit einer Doppelrunde am 18.+19. Januar weiter. Unser Verein wird dabei einer der drei ausrichtenden Vereine sein; als Gäste kommen USG Chemnitz und die zweite Mannschaft von Nickelhütte Aue zu uns.


4 Antworten auf “Oberliga Ost, Staffel A: SGL I – AE Magdeburg und SGL II – GW Dresden”

  1. 1. Reyk schrieb:

    „doch da in diesem Jahr mit höchstens zwei Absteigern zu rechnen ist, ist der Mittelfeldplatz schon mal ein sehr gutes Zeichen.“

    Ich war zu Saisonbeginn auch ähnlich optimistisch und vielleicht werden es auch nur zwei. Aber „höchstens“ würde ich nicht unterschreiben. Wäre heute Schluss, hätte wir insgesamt 5 Oberliga-Absteiger.

  2. 2. Roland schrieb:

    Ok, hab ich etwas voreilig formuliert. Wenn ich das richtig sehe, steht ein Ostabsteiger aus der zweiten Liga auch schon praktisch fest, nämlich Plauen. Der Rest – mal schauen…

  3. 3. Heiko Machelett schrieb:

    Ganz ehrlich, das war viel zu knapp! Wir haben wieder Punkte weggeworfen und 2 Gewinnpartien sind kein Garant für einen sicheren Mannschaftssieg. Dieser Wettkampf sollte uns eine Warnung und ein Anstoß sein, künftig noch härter zu arbeiten und noch konsequenter zu spielen. Das trifft auf uns alle zu, ich nehme da niemanden aus. Vielleicht hat das Ganze auch etwas Gutes… nämlich dass wir nun wissen, dass wir nicht jeden Kampf zu deutlich gewinnen…

  4. 4. Joachim Solberg schrieb:

    Für mich war dieses Spiel noch ein Beweis dafür wie hart Schach auf diesem Level ist. Wie kommt man am besten klar mit dem Druck wenn die Partie in der 4-5 Stunde geht? Wie kann man die richtigen Entscheidungen treffen? Wie immer finde ich es extrem wichtig genug Energie einzunehmen. Sonst sinkt das Spiel auf einem unakzeptablen Niveau.

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