Feb 25

Am vergangenen Sonntag spielten wir zu Hause gegen Bayern München, den schwersten Gegner von unserem Restprogramm. Wir waren nicht chancenlos, obwohl die Gäste uns – wie die meisten Teams bisher – nominell überlegen waren. Leider konnten wir unsere Chancen nicht nutzen und verloren letztendlich denkbar knapp. Aber wie üblich der Reihe nach:

Als erster war diesmal Ludwig fertig, der seinen Anzugsvorteil nicht behaupten konnte und sich dann im Mittelspiel mit seinem Gegner zügig auf Remis einigte. Ihm folgte Manfred Schöneberg ebenfall mit einem halben Punkt; an seinem Brett war man schon im Endspiel, als ich noch in der Eröffnungsvorbereitung steckte. Mein Eindruck war, dass dann bei ihm auch nichts Spannendes mehr passiert ist.

Einen Volltreffer landete Wilfrid, der nach langer Durststrecke einen verdienten Sieg gegen Felix Graf einfahren konnte. Durch ein feines taktisches Manöver gelangte er im Mittelspiel zu leichtem Materialvorteil; wenn ich den Partieverlauf richtig mitbekommen habe, setzte das vorübergehend zweite Brett von München dann alles auf eine Karte und opferte weiteres Material in der Hoffnung auf einen durchschlagenden Königsangriff. Wilfrids König musste auch tatsächlich ein paar bange Momente vor der gegnerischen Figurenphalanx überstehen, doch nachdem das geschafft war, gab es für den Gegner nichts mehr zu holen.

Ein aus unserer Sicht tragisches Ende nahm die Partie von Thomas Schubert. Er stand lange Zeit extrem passiv, kämpfte sich im fortgeschrittenen Mittelspiel aber Stück für Stück nach vorn und hatte vor der Zeitkontrolle bereits spürbaren Vorteil erspielt. Leider überschritt er im 38. Zug die Bedenkzeit und ließ so den Ausgleich der Bayern zu.

Als nächstes endete meine Partie gegen Andreas Schenk, und zwar schmucklos mit Remis. Wir hatten stundenlang herummanövriert, waren dabei allerdings bis zum Schluss einer direkten Konfrontation immer wieder ausgewichen. Es war eine dieser Partien, in der in den Köpfen der Spieler (d.h. in den Varianten, die dann doch nicht gespielt wurden) sehr viel passiert ist, auf dem Brett jedoch fast gar nichts. Da ich von Anfang bis Ende in der Defensive war, können wir uns über diesen halben Punkt nicht beschweren.

Unglücklicherweise sahen die drei restlichen Partien in dieser Phase nicht gut für uns aus. Am schwersten traf es Stephan, dessen Gegner in der Eröffnung ein starkes positionelles Qualitätsopfer brachte und unseren Kapitän anschließend Stück für Stück überspielte. Auch Thomas Gempe, der ein zweites Mal in der laufenden Saison ersatzweise in die Mannschaft gerutscht war, konnte nichts ausrichten. Bei dem Versuch, angesichts des Mannschaftsstandes auf Gewinn zu spielen, entschied er sich in einer kritischen Phase zur Aufgabe seines Läuferpaares. Leider erzielte das nicht den gewünschten Effekt, und er musste kurz danach in die Verteidigerrolle schlüpfen. Nach hartem Ringen im Endspiel (die Zuschauer hatten lange noch Hoffnung auf ein Dauerschach) musste er ebenfalls die Waffen strecken.

Manfred Böhnisch zeigte ein weiteres Mal eine eindrucksvolle Leistung. Er hatte über weite Strecken ein Endspiel auf dem Brett, das für ihn zunächst nicht gut aussah. Doch dann riskierte der Gegner zuviel, und Manfred konnte in ein Doppelturmendspiel abwickeln, in dem er zwar einen Bauern weniger hatte, durch gegnerische Bauernschwächen aber mehr als ausreichend kompensiert wurde. Seine Bemühungen wurden letztendlich mit einem vollen Punkt belohnt. Wie gesagt, eine wirklich beachtliche Zurschaustellung seines Kampfgeistes; nur schade, dass er die Mannschaftsniederlage damit nicht verhindern konnte.

Mit diesem 3,5-4,5 liegen wir weiterhin auf Rang acht. In den beiden verbleibenden Kämpfen werden wir auf Garching und Neutraubling treffen, das sind die beiden derzeit Tabellenletzten. Vor uns liegt in greifbarer Nähe der USV Halle, außerdem mit etwas Vorsprung der Erfurter SK und MSA Zugzwang. Nachdem Bindlach nur zu fünft gegen Aue angetreten war (wenn ich mal raten darf, wird wohl ein Auto im Schnee liegengeblieben sein), ist Bayern München nach diesem Spieltag übrigens Tabellenzweiter.


5 Antworten auf “2.Bundesliga: SGL – Bayern München”

  1. 1. Hermann schrieb:

    Durch Schachfreund Joachim Solberg aus Norwegen und seinen Schachblog (auf norwegisch) weiß seit gestern auch die norwegische Schachöffentlichkeit vom Heimkampf unserer Ersten gegen Bayern München. Wiederum bieten Joachims Beiträge auch einige schöne Bilder vom Geschehen.

    24.02.2013: SG Leipzig møter Bayern München („SG Leipzig trifft auf Bayern München“)
    – die Vorankündigung von gestern (mit einem Bild von unserem letzten Silvesterblitz)

    25.02.2013: Knepent tap for SG Leipzig („Knapper Verlust für SG Leipzig“)
    – der eigentliche Bericht von heute

  2. 2. Hermann schrieb:

    Außerdem hatte Joachim schon im Januar kurz über den Sieg unserer Ersten gegen Erfurt berichtet:

    14.01.2013: SG Leipzig tok sesongens første seier („SG Leipzig fährt ersten Saisonsieg ein“)

  3. 3. funbettor schrieb:

    Das war schon sehr ärgerlich. Beim stand von 2,5:2,5 sagte mir Stephan, sicher völlig zu Recht, ich müsste schon noch versuchen zu gewinnen.
    Kurz danach hätte ich meinen Gegner zum Dauerschach zwingen können, was aber scheinbar nichts mannschaftstechnisch gerissen hätte. Stattdessen wählte ich die dynamischere, aber auch schlechtere Fortsetzung. Am Ende hätte ein Remis zum 4:4 gereicht. Letztendlich bin ich für meine Stellung selber verantwortlich und muss eigentlich den objektiv besten Zug (= Remis) spielen.
    Es tut mir für die Mannschaft und den Verein leid. Ich hoffe, da insgesamt noch nicht so viel passiert ist, dass in den Schlussrunden noch alles gerade gerückt werden kann.

  4. 4. Roland schrieb:

    Many thanks to Joachim for his backup and his coverage. Wish we had more supporters like him.

    @Thomas: Ich finde es völlig richtig, an dieser Stelle auf Sieg zu spielen, wenn der Kapitän das vorgibt, selbst wenn es mit großem Risiko verbunden ist – insofern denke ich, dass keine Entschuldigung nötig ist.
    Im übrigen haben wir schon an so vielen Stellen Punkte verschenkt…

  5. 5. Joachim Solberg schrieb:

    Hi Roland!
    It was interesting to follow the match yesterday.
    Hopefully the last two matches will give two wins.

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