Dez 10

MSA steht für „Münchener Schachakademie“ und ist einer von mehreren bayerischen Vereinen, bei denen wir in dieser Saison auswärts antreten müssen. Nominell ist uns diese Mannschaft nur leicht überlegen, so dass wir auf wichtige Punkte im Abstiegskampf hoffen konnten. Leider steht dem gleich wieder die schlechte Nachricht entgegen, dass wir nämlich ersatzgeschwächt nach München reisen mussten; Heiko war noch nicht wieder fit, und auch Thomas Sch. war verhindert, dafür rutschten Paul und Thomas G. an diesem Sonntag in die Mannschaft.

Auch wenn es diesmal keine so schnellen Nullen wie zwei Wochen zuvor gegen Halle zu verzeichnen gab, so lief der Wettkampf doch von Anfang gegen uns. Ludwig lief bei seinem zweiten Einsatz in eine der „Hausvarianten“ von GM Gerald Hertneck; nach unspektakulärem Eröffnungsverlauf entstand ein Doppelturm-Springer-Endspiel, wo unser vorübergehend drittes Brett gnadenlos ausgespielt wurde. Noch schlimmer erwischte es Stephan, der mit Weiß in einem ungewohnten Eröffnungssystem schon nach wenigen Zügen auf die schiefe Bahn geriet und dort nicht mehr Herr der Lage wurde. Als er sich dann bei Entwicklungsrückstand in ohnehin kritischer Stellung einen quasi-vergifteten Bauern einverleibte, war den feindlichen Kräften Tür und Tor für einen tödlichen Angriff geöffnet – 2:0 für MSA.

Manfred B. holte zwischendurch in einer vergleichsweise ruhigen Partie ein Remis. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, bot sein Endspiel, in das er recht zeitig abgewickelt hatte, nie reale Gewinnchancen. Auch Paul notierte einen halben Punkt. Er hatte zum Schluss ein Materialverhältnis von Läufer und zwei Bauern für einen Turm; ob die Endstellung noch Gewinnaussichten für eine der Seiten bot, konnte ich auf die Schnelle nicht beurteilen. So lautete der Zwischenstand 3:1 für die Gegner, und es war schon abzusehen, dass wir nicht viel aus diesem Kampf holen würden.

Wilfrid, der in der Anfangsphase gegen IM Stefan Bromberger die spannendste Partie gespielt hatte, kam dann in der vierten Stunde zu Fall. Er hatte im Mittelspiel einen Turm für einen Königsangriff geopfert, der leider nicht durchschlug. Also musste er sich auf partiellen Materialrückgewinn beschränken und verblieb letztendlich mit drei Bauern gegen eine Leichtfigur. Unglücklicherweise entschied Wilfrid sich dann – in einer ohnehin bereits schwierigen Stellung, muss man zu seiner Verteidigung sagen – für den Damentausch, der in ein hoffnungsloses Endspiel führte. Damit hatten die Gastgeber schon jetzt vier Zähler auf dem Konto, und wir hätten die restlichen Partien alle gewinnen müssen, um wenigstens noch mit einem Mannschaftspunkt nach Hause zu gehen.

Kurz gesagt, das war nicht besonders realistisch, und im Gegensatz zu dem Wettkampf gegen Halle passierten an diesem Sonntag auch keine Wunder. Mein Gegner, GM Stefan Kindermann, willigte nach permanent leichtem Stellungsvorteil seinerseits angesichts des Zwischenstandes im Mannschaftskampf in eine Zugwiederholung ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir beide jeweils Dame und Springerpaar, ich dazu die schlechte Bauernstruktur, so dass das Endspiel nur ihm plausible Gewinnchancen bot. Die Engine zeigt zwar nur geringen Vorteil an, die anschließende Analyse zeigte jedoch, dass das Endspiel aus meiner Sicht sehr schwer zu verteidigen gewesen wäre. Bedauerlicherweise war mit diesem Remis auch die Mannschaftsniederlage unterschrieben.

Thomas holte dann den Ehrenpunkt. Nach langem und zähem Ringen im Mittelspiel geriet er in ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern, in dem er einen entfernten Freibauern besaß. Ich hatte die entscheidende Phase nicht mitbekommen, aber das Endspiel muss wohl sofort gewonnen gewesen sein – in jedem Fall eine starke Leistung. Es sollte der einzige volle Punkt für uns an diesem Tag bleiben.

Manfred Sch. setzte den Schlusspunkt unter ein verkorkstes Punktspielwochenende der ersten Mannschaft. Er hatte seine Gegnerin, WIM Elena Boric, zunächst stark überspielt und sich mit einem gewonnenen Turm-Springer-Endspiel mit zwei Mehrbauern belohnt. Aber dann, als der Mannschaftskampf bereits zu unseren Ungunsten entschieden war, ließ er sich einen halben Punkt abluchsen. Sehr schade, denn auch für seine Leistung wäre der volle Punkt eine angemessene Belohnung gewesen. So lautete der Endstand also 5:3 für MSA; traurig, aber insgesamt verdient.

Man muss leider anerkennen, dass uns auch MSA Zugzwang in diesem wichtigen Kampf klar überlegen war. Zwar sind wir, was sich an diesem Wochenende erneut zeigte, den meisten Teams hinten ebenbürtig, aber in der vorderen Hälfte gingen wieder zu viele Punkte verloren. Der Kampf um den Klassenerhalt ist durch diese Niederlage noch ein gutes Stück schwerer geworden. Interessanterweise stehen wir mit momentan 1:7 Mannschaftspunkten immer noch auf Rang 8, denn Garching und Neutraubling konnten bisher überhaupt keinen Treffer landen. Die schlechte Nachricht: Es steigen drei der zehn Mannschaften ab, für den Klassenerhalt müssen nicht nur gegen diese beiden Teams Siege her, sondern wahrscheinlich irgendwo noch mindestens ein weiterer. Mit schlechten Karten, aber nicht gänzlich ohne Hoffnung, gehen wir also in die Winterpause. Es bleibt zu hoffen, dass Heiko über den Jahreswechsel wieder in Form kommt, so dass wir mit gestärktem Oberhaus in der zweiten Saisonhälfte ein paarmal punkten können.


2 Antworten auf “2.Bundesliga: MSA Zugzwang – SGL”

  1. 1. André schrieb:

    Schade schade, hoffentlich wird’s im neuen Jahr besser.
    Am Freitag ist ab 20 Uhr Gohlis-Cup, sodass es wahrscheinlich keine Partievorstellung geben wird?

  2. 2. Roland schrieb:

    Angesichts des Gohlis-Cup-Zeitplans ist eine ausführliche Partievorstellung mit Beamer wohl nicht sinnvoll, aber im kleinen Kreis am Brett kann man sicher mal kurz die eine oder andere Partie durchgehen.

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