Jan 15

Patzen bedeutet für mich, offensichtliche Züge nicht zu spielen und stattdessen eigenartigen Gedankenverknotungen zum Opfer zu fallen und dadurch Müll auf’s Brett zu zaubern. Damit unterscheidet es sich es ganz wesentlich vom gewöhnlichen schlecht spielen, bei dem man regelmäßig nicht den besten Zug ausführt sondern halt nur den zweit- oder drittbesten. Die Verfolgung eines falschen Plans ist auch so ein typisches „schlecht spielen“, welches sich ganz offensichtlich vom Patzen unterscheidet. In der Begegnung zwischen unserer vierten Mannschaft und der zweiten von Nickelhütte Aue war heute jedoch Patzen angesagt…

1: Sandra – Christopher Peil 1-0 –> Sandras Partie schien mir auf einem durchgängig hohen Niveau, wobei Sie Christoph langsam zu Boden knetete. Damit war das glaub ich die einzige überzeugend gespielte Partie heute…

2: Andreas – Jaroslav Kalivoda 0,5-0,5 –> Andreas kam aus der Eröffnung in eine für ihn unbequeme Stellung und vereinbarte daher früh Remis. Leider hatte er im Leben nicht damit gerechnet, dass zu diesem Zeitpunkt schon eine Partie entschieden war.

3: Hermi – Frank Flöter 0,5-0,5 –> Hermi stand zwischendurch sehr schlecht, hat sich aber stark zurück gekämpft und konnte dann durch Aktivität das Remis erzwingen.

4: Robert – Alena Kubikova 0-1 –> Robert kam bequem aus der Eröffnung und konnte sich im Mittelspiel ein sattes Zeitpolster erspielen. Leider ließ er die Zeit wieder rankommen und es kam zu einer heftigen Zeitnotschlacht vor dem 40. Zug. Dort übersah er die Stärke von 2 verbundenen Freibauern, von denen er einen zur Dame laufen lassen musste. Eine wirklich unglückliche Niederlage, der Fehler war bestimmt, als er durch Turmtausch dem einen gegnerischen Freibauern noch einen Kompagnon zur Seite stellte.

5: Till – Hana Kubikova 0,5-0,5 –> Ein schnelles und unspektakuläres Remis.

6: Albrecht – Dirk Kristen 0,5-0,5 –> Schade, Albrecht hatte heute den Sieg gleich zwei Mal auf dem Brett. Erst stand er grandios, dann wickelte er in ein scheinbar besseres Endspiel (da Mehrbauer) ab statt den positionellen Vorteil durchzudrücken. Dass der Mehrbauer im Endspiel nicht viel wert war musste er schnell einsehen und auf einmal kämpfte er um’s Remis. Es entstand eine Stellung mit je einem Turm auf beiden Seiten sowie zwei b-Bauern und einem a-Bauern bei Albrecht und einem a- und einem f-Bauern bei seinem Gegner. Bei korrektem Spiel hätte sein Gegner hier bestimmt gewinnen können, doch er gab seinen a-Bauern, sodass Albrecht seinen Turm gegen den gegnerischen f-Bauern opfern und mit den drei Bauern gegen den Turm spielen konnte. Diese Stellung war nun witzigerweise auf einmal wieder gewonnen für ihn, jedoch steckten die mehreren Stunden Schach in den Knochen, sodass er sich verrechnete und seinen Gegner ins Remis entgleiten ließ.

7: André – Jens Hänel 0,5-0,5 –> Mir ist heute auch ein unglaubliches Ding passiert. Mein Gegner spielte seine Eröffnung äußerst ambitionslos und stand schnell mit weiß so um die 0,3 schlechter. Dann übersah er einen taktischen Einschlag, bei dem die ganze Stellung auseinanderfiel, seine Figuren überall gleichzeitig hingen und es keinen Ausweg mehr gab. Er drohte noch einmal Dauerschach und was jetzt kam scheint mir immer noch unfassbar. Obwohl ich die einzügige Drohung in meiner Variantenberechnung einen Zug eher noch gesehen hatte, streute ich geistesabwesend einen Patzer übelster Sorte ein und fiel aus allen Wolken, als das Dauerschach kam…

8: Manuel – Anton Keller 0-1 –> Manuel toppte heute jedoch alles, was ihr bisher gelesen habt. So ein Ding lässt sich glaub ich kaum erklären, wie heute geschehen. Die Partie dauerte genau sieben Züge. Da waren vielleicht 15 Minuten um. Ich brauchte eine ganze Weile, um mich überzeugen zu lassen, dass da nicht geschoben wurde. Auch andere gingen vorbei und nahmen fest an, dass es ein Großmeisterremis gegeben hätte. Tjaja, Gabel, ritsch ratsch, weg war die Figur. So schnell kann’s gehen…

Zur Belohnung unseres großartigen Patzerschachs sind wir nun auch noch auf den letzten Tabellenplatz gerutscht. Was soll ich dazu noch sagen? Gegen Bannewitz und Großröhrsdorf müssen unbedingt Siege her, ansonsten können wir einpacken…


4 Antworten auf “Grenzenloses Patzerschach in der Sachsenliga”

  1. 1. derchefderII schrieb:

    Wenn die II. so weiterspielt (siehe Artikel) ist es eh wurscht, da nur eine Mannschaft pro Verein in der Sachsenliga zugelassen ist…

  2. 2. Hendrik schrieb:

    Wo steht eine solche Regelung? M.E. sind mehrere Teams eines Vereins in der SL möglich.

  3. 3. Georg Heinze schrieb:

    „Wenn die II. so weiterspielt (siehe Artikel) ist es eh wurscht, da nur eine Mannschaft pro Verein in der Sachsenliga zugelassen ist.“

    Aha! Und wo steht diese Weisheit?

  4. 4. Sandra Ulms schrieb:

    Nun kümmert euch mal nicht um ungelegte Eier! Die Saison ist noch nicht zu Ende, also weiter kämpfen. Nur wer nicht kämpft, hat schon verloren!!!

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